Dem Tod knapp entronnen

Veröffentlicht am 12. August 2022 um 19:52

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Gestern hat Sothea schon etwas Vorarbeit für unser heutiges Mittagessen geleistet und doch gab es noch genug zu tun. Die 50 Blätter Reispapier für die Frühlingsrollen mussten ganz vorsichtig voneinander gelöst und dann mit der Füllung befüllt werden. Sothea zeigte mir genau, wie man die perfekte Frühlingsrolle rollt und was soll ich sagen: Ich denke, zu Hause wäre mir das einfach zu viel Aufwand 😅.
Dafür schmeckten sie RICHTIG gut!

Den übertrieben heißen Nachmittag verbrachten wir dann im Hostel und während die anderen Drei schliefen und faulenzten, packte ich nach über einer Woche mein Malzeug wieder aus. Sha, der Besitzer hier, bot mir auch gleich seine Malpinsel an und ich wunderte mich, was der Mann den noch so alles kann und macht. Ich fragte nach und mit seinen 42 Jahren hat er schon so einiges erlebt: Nachdem er viel gereist und mit seinem Segelboot unterwegs war (er war z.b. bereits 5x in Österreich), eröffnete er das Hostel hier, einen Massagesalon (wo er auch selbst mitarbeitete) und ein Café am Strand. Er geht auch mit Touristen auf Insel-, und Boottouren und gibt Schlagzeugunterricht. Heute hörte ich ihm eine Stunde beim Üben zu, während ich den Malpinsel schwang. Heraus stellte sich, dass er in seinem Raum ein ganzes Tonstudio hat, mit Schlagzeug, Klavier (leider muss dieses zur Reperatur) und einer Gitarrensammlung.

Und Sha ist gleich freundlich und gütig, wie er interessant ist, denn am späteren Nachmittag fuhr er uns 4 wieder für ganz umsonst auf der Insel rum!
Zuerst schauten wir zum Hafen, um kurz nach seinem Boot zu sehen. Das musste ich mir natürlich auch von innen angucken und dann ging es auch schon weiter zum Wasserfall. Vom Parkplatz aus waren es nur fünf Gehminuten bis zum Temurun Waterfall. Großartig, dass mein Handy eine Weitwinkelfunktion fürs Fotografieren hat, denn ansonsten hätte ich den Wasserfall nie auf's Foto raufgebracht. Und dort kam es dann auch schon zum Schreckensmoment! Nachdem wir Fotos geknipst und ein Bad im Pool des Wasserfalles genommen hatten, wollte Sha für eine letzte Abkühlung erneut ins Wasser gehen. Als er sich dann gemütlich an der Oberfläche treiben ließ, sah ich etwas aus meinen Augenwinkeln und es machte auch schon einen lauten Klatscher: Wenige cm neben Sha war ein riesen Felsbrocken ins Wasser gestürzt! Das war haarscharf und alles ging so schnell, dass Sha im ersten Moment gar nicht so recht wusste, was er jetzt tun sollte - er war richtig geschockt. Alle Leute um ihn herum riefen ihm zu, er solle bitte schnell aus dem Wasser rauskommen, vielleicht würden ja noch andere Trümmer folgen. Puh, das hätte jeden von uns erwischen können, eine Minuten zuvor war auch ich noch im Wasser und bei einem so großen Stein aus dieser Fallhöhe hast du denk ich kaum eine Überlebenschance.

Wie in Trance schlich Sha dann zurück zum Auto und man merkte ihm den Unmut richtig an. "That was so close to my head right?", fragte er mich beim Einsteigen dann und ich meinte zu ihm, dass er ab jetzt 2x im Jahr Geburtstag feiern darf. Krass.

Um wieder etwas runter zu kommen, fuhren wir zum nahe gelegenen Skull Beach und der war einfach bezaubernd! Wunderbar weißer Puderstrand und das Wasser komplett wellenfrei! Es fühlte sich so an, als würde man in einem Riesenpool schwimmen und ich genoss es so richtig, mal unbeschwert ohne Bootsverkehr und Wellengang losschwimmen zu können. Ab und zu pickste es ordentlich auf meiner Haut und da ich so etwas bereits in Costa Rica erlebt hatte, tippte ich auf Miniquallen. Jap, Sha bestätigte mir das dann auch.

Sothea ging nicht ins Wasser, da sie nicht schwimmen kann und Said blieb auch draußen. Er kann zwar grundsätzlich schwimmen, nur war er nach dem einen Bier, das er mit uns am Wasserfall getrunken hatte, komplett neben der Spur. Zuvor hatte er viel an seiner speziellen E-Zigarette gezogen und da er nach eigenen Angaben nur 2x im Jahr Alkohol trinkt (Sportlerleben), hat ihn die Combi komplett weggeblasen. 😂 Ganz benebelt torkelte er neben uns her und war auch kaum noch in der Lage einen normalen Satz zu sprechen. Das ging alles so schnell, dass ich mir zuerst dachte, er verarscht mich. Das war besser als Comedy. 

Auf dem Nachhauseweg hielten wir noch beim Nachtmarkt an und wurden am Abend frisch von Sha bekocht, als Dankeschön für unsere Kocharbeit in den letzten Tagen. Es gab gegrilltes Lamm mit Fisch und Salat und schmeckte richtig lecker! Generell kochen die Männer in Asien viel öfters, als jene bei uns in Europa.

Nachdem die anderen bereits ins Bett gegangen waren, hockte ich noch gemütlich mit Sha bei einem Bier vor dem Fernseher zusammen und wir tratschen über Gott und die Welt. Ich hatte einfach das Gefühl, dass er sich einiges vom Herzen zu reden hatte (unter anderem den schmerzlichen Verlust seines Vaters vor zwei Jahren) und da er ja wirklich ein mehr als netter Mensch war, fand ich dafür natürlich etwas Zeit. Bald ging es dann aber auch für mich in die Haia, denn morgen würden Doc und Said abreisen und ich wollte früh genug aufstehen, um mich von den beiden Jungs verabschieden zu können.

Bis demnächst, eure Babsi!

(Nachtrag für Montag, 8.August) 

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