
Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Nach einem gemütlichen Frühstück setzten wir uns wieder mal ins Motorboot. Kevin, der 8-jährige Junge des Stammes, war auch wieder mit dabei und hatte bei gefühlt gut 30 Grad seine dickste Wintermütze auf - warum auch immer. Er half seinem Onkel dabei nach Delfinen Ausschau zu halten, denn heute würden wir sie von nahe sehen. Dafür fuhren wir extra an eine ganz bestimmte Stelle des Amazonas und tatsächlich konnten wir genau dort einige entdecken und beobachten. Vor die Kamera bekam ich leider nur graue und keine rosa Flussdelfine, sorry. 😉
Zwischendurch durften wir auch mal paddeln und obwohl wir flussaufwärts trieben war es richtig anstrengend alleine das ganze Boot anzutreiben. Das würde ich morgen in meinen Armen spüren, definitiv.
Zurück in der Unterkunft fand gerade wieder die Tanzvorführung statt und ich nahm erneut auf einer der Holzbänke Platz. Heute mit dabei: Ein ganz junges Mädchen des Stammes. Ganz entzückend sah sie aus, wie sie so in ihrem Outfit auf ihren Einsatz wartete. An der Hand einer alten Dame ging es auch schon los und zu Gesang, Rassel-, und Trommelklang wurde getanzt.
Nach einer Nachmittagspause bekamen wir dieses Mal Gummistiefel zur Verfügung gestellt, bevor wir unsere letzte Dschungelwanderung antreten würden. "Damit euch die Taranteln nichts anhaben können", meinte Saul und sooofort dachte ich daran, warum man mir diese nicht auch während der Nachtwanderung angeboten hatte. Naja, wenigstens dieses Mal war ich bestens ausgestattet und wir ließen flott das Dorf hinter uns, um uns den Weg durch das grüne Dickicht zu suchen. Ein richtig langer Holzsteg verband das Dorf übrigens mit den letzten, abseits gelegenen Häusern. Hier hatte Saul gestern erst eine hochgiftige Kobra gesehen, doch bei meinem Schlangenentdeckerglück war sie heute natürlich nicht mehr zu sehen. Übrigens ragte der Steg meterhoch über dem Grund empor - ohne Geländer. Zur Hauptregenzeit befindet sich dieser nur wenige cm über dem Wasserspiegel. Wahnsinn, da muss ja der halbe Dschungel hier im Tal versinken- kaum vorstellbar. An den Rinden der Bäume konnte man eben genau diese Grenze noch sichtbar erkennen. Faszinierend. Weiter geht's!
Die Gummistiefel waren überraschend bequem, von Blasen keine Spur. Ich versuchte immer direkt hinter Saul zu bleiben, da er ganz oft am Wegesrand wachsende Pflanzen erklärte und damit nicht wartete, bis auch die letzten bei der Gruppe angekommen waren. Tagtäglich entdeckt man hier im Dschungel Früchte, Pflanzen etc., von denen man in Österreich noch nieee was gehört hat. Auf einem Foto seht ihr eine geöffnete lila Frucht. Diese ist zwar ungenießbar, wird aber zum Malen verwendet und hinterlässt einen wunderschönen lila Farbton! Hier weiß man genau bescheid, welches Pflänzchen man für was nutzen kann und von welchen man besser die Finger lässt.
Nach einer Stunde waren wir am Ziel angekommen: Hier, mitten im Nirgendwo und im tiefsten Dschungel, lebt Sauls Tante. Auf ihre alten Tage meistert sie das wilde Leben jeden Tag aufs Neue alleine- ohne Elektrizität, Internet, Wasserleitung und Co. Genau SO stellt man sich das Leben in einem indigenen Stamm vor. Alle paar Tage wird sie von Verwandten besucht, die mal nach ihr schauen. So eine freundliche alte Dame-die hatte eine richtige Freude mit uns und erklärte uns ganz stolz, welche Pflanzen sie hier heranzüchte und wovon sie lebe.
Für den Rückweg wählten wir eine andere Route und kamen u.a. an einigen Kakaopflanzen vorbei. Das Zwitschern der Vögel klingt so ganz anders als bei uns zu Hause und die ganze Wanderung war einfach der perfekte Ausklang unserer 4-Tagestour. Pünktlich vor Einbruch der Dunkelheit kamen wir wieder im Dorf an und schon heute war ich etwas traurig im Wissen, dass ich morgen bereits abreisen müsse. Zuvor gab es aber noch eine letzte Überraschung, wir kamen nämlich an einem Fußballfeld vorbei. Also gibt es ja doch immerhin etwas als Beschäftigung für die jungen Leute hier! Während die Männer über den Asphalt flitzten, brüllten sich die Frauen die Seele aus den Leibern. Jeder wirkte unglaublich fröhlich und es gab sogar selbstgemachtes Eis zu kaufen (nein, kein Cremeeis, sondern eingefrorener Fruchtsaft am Stiel). Pedro schmiss eine Runde und das kühle Eis tat richtig gut nach diesem schweißtreibenden Ausflug.
Ich wünsch euch hiermit eine gute Nacht und berichte im nächsten Beitrag von meiner Rückreise in die Zivilisation. Bis bald, eure Babsi!
(Nachtrag für Freitag, den 21. Oktober)
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Kommentare
Hallo Babsi!
Danke für die schönen Bilder und Beiträge, die Du uns immer mit Spannung berichtest. Deine Reise ist wirklich super toll. Wir freuen uns immer auf den nächsten Bericht. Danke schönenReise noch. Lg. Manfred und Irmi passe auf dich auf.