Knöcheltief im Gatsch

Veröffentlicht am 13. Oktober 2022 um 07:04

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

(Achtung, für diesen Bericht müsst ihr euch das eine oder andere Minütchen mehr an Zeit nehmen - ist es aber wert😇)

Nachdem ich großzügig ausgeschlafen hatte und mir das inkludierte Frühstück im Hostel abgeholt hatte, verbrachte ich den ganzen Tag in den Straßen Santa Martas. Der Himmel sah zwischenzeitlich mehr nach Weltuntergang aus, als nach Sightseeing, doch großzügigerweise wartete der Regen noch ein Weilchen auf seinen Einsatz.
Auch hier in Santa Marta entdeckte ich an vielen Wänden beeindruckende Graffiti, ich schaute mir die Kirche im Zentrum an, fand einen netten Platz um zu essen und versuchte auf all meinen Wegen in keines der Löcher zu stacksen, die sich im Asphalt befinden. Mit 20-30cm Durchmesser haben sie genau die richtige Größe, um sich den Haxn abzureißen. Gehen und sich gleichzeitig rundherum umsehen? Keine gute Idee, besser du konzentrierst dich auf die nächsten Meter vor dir. Oft nutzen die Einheimischen diese Löcher, um ihren ganzen Müll und Abfall reinzustopfen.

Erst am Nachmittag erschien der Ort richtig zu erblühen, denn plötzlich befanden sich in den Straßen massenhaft Verkaufsstände und vor den Shops standen Angestellte, die versuchten, dich in ihren Laden zu locken. Dazu ertönt aus jedem Shop richtig laute Musik und die Typen am Eingang rufen gerne mal per Mikrofon Dinge quer über die Straße wie z.B. : "Hey, guten Tag! Schöne Frau, wollen sie sich nicht mal selbst ein Geschenk machen und ein neues Outfit shoppen? Heute hätten wir xyz im Angebot, ich verspreche, sie werden nicht enttäuscht sein. Die Preise sind unschlagbar!" Ja schon gut, ich hab verstanden. Ist ja wie am Rummel hier. 😅

Abends, als ich gemütlich mit meinem Essen an einem Tisch nahe eines Straßenmusikers saß, kamen neben zahlreichen Verkäufern und Bettlern (manche haben ihre schlafenden kleinen Kinder auf der Schulter, das find ich immer ganz besonders schlimm) auch drei Jungs auf mich zu. Einer hatte einen Lautsprecher umgehängt, aus dem richtig lauter Beat dröhnte, und die beiden anderen begannen mir Freestyle ein Ständchen zu rappen. Ca. drei Minuten lang hörte ich mir den Lobgesang über "Barbara, die Königin aus Österreich, mit den wunderschönen grünen Augen, die man nie mehr vergisst" an. Okay guuut, dann gibt's eben etwas Trinkgeld😉. Ich bin ja begeistert, dass sich hier so viele Jugendliche was Cooles und Kreatives ausdenken, um an Geld zu kommen und nicht auf die dunkle Seite wechseln. Gehört definitiv unterstützt.

Der darauf folgende Tag begann schon mal mit einer 1.5 stündigen Verspätung. Nicht ich hatte mich verspätet, nein. Ich war extra um 6 Uhr aus dem Bett geklettert, da ich um 6.30 Uhr für meine Dschungelwanderung bereit stehen sollte. Hätte ich nicht nachgefragt, hätten sie mich einfach vergessen. Davon ging ich jedenfalls aus, als ich dann ganz plötzlich von einem Taxi abgeholt und privat den ganzen Weg in den Nationalpark gefahren wurde, um mit dem Bus und ALLEN restlichen Leuten vereint zu werden. Jaaa ihr Schlingel, ich hab euch durchschaut - stehen lassen hättets mich mit meinem Rucksack im Hostel, ts ts ts. Die Taxifahrt war wenigstens sehr unterhaltsam, da der Fahrer lautstark gute Musik spielte und die Fenster runter ließ, damit auch die Leute am Straßenrand was davon hatten. Boah waren wir cool.

Gestartet wurde die heutige Tour mit einer gut zweistündigen Wanderung durch den Regenwald des Tayrona Nationalparks. Das war ja wieder genau meins- es war so wunderschön hier! Auf dem Weg sahen wir immer wieder kleine Äffchen in den Bäumen herumturnen. Wir kamen auf unserer Strecke an sieben verschiedenen Stränden vorbei (schwimmen gehen durften wir leider aus Zeitgründen nur am letzten). Einer davon erinnerte mich mit seinen großen glatten Felsen etwas an die Seychellen. Noch schöner wären die Ausblicke gewesen, hätte sich der Himmel nicht bereits so verdunkelt- da würde noch etwas auf uns zukommen, aber was Ordentliches.

Am Weg konnte man immer wieder Erfrischungen kaufen. Ich denke mein Favorit war der Kokosnussstand, wo die Früchte von einem ca. 12 jährigen Mädchen mit einem riesen Sebel aufgeschlagen und aufgeschnitten wurden. Oh Gott, wenn das mal nicht ins Auge ginge (aber früh übt sich).

Der Regen der letzten Tage hatte seine Spuren hinterlassen und wir versuchten bestmöglich uns einen Weg durch ganze Gatschlandschaften zu bahnen, ohne dabei die Schuhe komplett einzusauen. Hat halbwegs gut funktioniert.
Am Ziel angekommen durften wir für eine Stunde ins Meer schwimmen gehen, bevor uns unser Essen serviert wurde. Ich unterhielt mich lange mit einem Lehrer aus Deutschland, der nun ebenfalls 8 Monate reisen wird. Endlich verstand ich mal jemanden, denn der Guide und so gut wie alle anderen sprachen nur Spanisch (und da kann ich ja nur teilweise folgen).

Jetzt zum lustigen Teil der Geschichte. Inzwischen hatte es zu regnen begonnen und man konnte für den Rückweg zwischen drei Optionen wählen. 1.: Wie geplant zu Fuß zurück gehen. 2.: Auf einem Pferd zurückreiten (dazu musst du nicht mal reiten können, das Pferd folgt einem anderen. Es wäre auch recht günstig gewesen, nur habe ich bereits beobachtet, wie die Besitzer die Pferde behandeln und das Gepeitsche und Geschreie geht für mich definitiv nicht in Ordnung.) 3.: Für knapp 20 Euro ein Boot direkt nach Santa Marta nehmen.

Letzteres war ganz verlockend, doch der Geizhals und Wanderer in mir entschied sich durchzubeißen. Damit war ich fast alleine, denn nur vier weitere (von insgesamt knapp 30 Leuten?) wagten sich im Regen zurück in den Dschungel. Ich erwähnte ja bereits den Gatsch am Hinweg, ihr könnt euch also denken, wie es nun inzwischen aussah. Ich entschied mich gleich zu Beginn die Sneaker gegen meine Flip Flops zu tauschen. Sollte ich mal im Gatsch langen, könnte ich die viel leichter putzen. Doch auch die Flip Flops waren nicht gekommen um zu bleiben. Nein nein. Nachdem wir uns bereits eine halbe Stunde Schritt für Schritt durch Matsch und Wasserpfützen gekämpft hatten (und ja, das war wirklich ein Kampf) versenkte ich plötzlich einen Fuß gut 10 cm tief im Morrast. Ich steckte fest. Hätte ich mit Kraft versucht den Fuß rauszuziehen, wäre die Halterung des Flip Flops zu 100% gerissen, da rührte sich einfach nichts unten. Also schlüpfte ich raus und beschloss kurzerhand mit meiner Hand danach zu suchen (man konnte ihn nicht mal mehr sehen). Als ich ihn endlich ertastet hatte, griff ich unter die Sohle und zog ihn so heraus. Okay wow, der Flip Flop sah nun aus, als hätte er das Innere eines der Pferde hier durchwandert. Scheis drauf, ich geh gleich barfuß. Hose aufgekrempelt und los geht's! Jesús, unser Tourguide, fand das natürlich ganz lustig, während er sorgenfrei mit seinen Gummistiefeln dahinsappte.

Ganz oft konnte ich meine Füße nicht mal mehr sehen, so tief steckte ich im Gatsch und obwohl es regnete, ich aussah wie ein Schwein und nebenbei auch noch von vorbeilaufenden Pferden mit Gatschspritzern bekleckert wurde, fand ich es doch irgendwie schon wieder lustig. Ha Dschungel, du kannst mir gar nix- auch meine gute Laune nimmst du mir nicht!
"Barbara hat einen neuen Trend für Fußmaniküre in die Welt gerufen", meinte ein Typ meiner Gruppe scherzhaft.
An das Barfußgehen hatte ich mich ungewöhnlich schnell gewöhnt- es fing sogar an Spaß zu machen und da ich jetzt ja auf keine Schuhe etc. mehr achten musste, konnte ich sorgenfrei dahinhopsen und spazierte mit einer Freude durch die Wasserpfützen und Dschungelbäche. Eine herrliche Abkühlung an so einem heißen Tag.
Das war er also, mein netter Besuch im Nationalpark Tayrona. Ich hängte all meine nasse Kleidung iiirgendwo kreativ im Hostel auf und fiel fix und foxi ins Bett.
Im nächsten Bericht geht's weiter in die Stadt von Pablo Escobar - ihr dürft gespannt sein! Bis bald, eure Babsi!

(Nachtrag für Mittwoch, den 5. und Donnerstag, den 6.Oktober) 

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