Massentourismus an der Karibikküste

Veröffentlicht am 10. Oktober 2022 um 06:13

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Schon interessant: Während ihr zu Hause die schönen Herbstfarben genießt, gehe ich in der auf Schifffahrt. Und im Nachhinein, glaubt mir, hätte ich sehr gerne mit euch getauscht.

Es war gerade erst die Sonne aufgegangen, musste ich um 6 Uhr schon alleine die Straße runterspazieren, um zum Abholpunkt zu gelangen. Gar nicht lustig, da noch kaum andere Menschen draußen unterwegs waren. Ein gefundenes Fressen also für einen Überfall, aber glücklicherweise ist nichts passiert.

Als wir alle Leute eingefasst hatten fiel mir eines ganz schnell auf: Ausschließlich Pärchen, spanischsprachig. Es war schon lange kein Geheimnis mehr, dass aktuell großteils Kolumbianer in ihrem Land auf Reisen gingen, da gerade Nebensaison war und die Europäer doch die Hauptsaison bevorzugen. Grundsätzlich kein Problem, nur bringt das mit sich, dass keine englischsprachigen Guides eingesetzt wurden (auch wenn es oft so angeworben wird). So war es auch mit Lorenzo: Kein einziges englisches Wort kam aus seinem Mund und sein Spanisch war so schnell, dass ich nur ca. 10 % verstand. Sich mit den Pärchen auf Spanisch unterhalten? Kaum bis gar nicht, die waren nämlich nur mit ihrer jeweiligen besseren Hälfte beschäftigt. Also eine sehr einsame Tour für mich - aber mit dem Risiko muss man eben rechnen. Ich würde einfach versuchen die Natur bestmöglich zu genießen.

Mehrere Inseln der Rosario-Gruppe standen heute am Plan. Und jede platzte aus allen Nähten, da Touristen die Strände quasi überrannten (ich kam mir vor wie bei den Chinesen). 🙈 Ich fand es ganz schrecklich. Wie sollte ich da das warme Wasser und die schönen Strände genießen können?
Der Schnorchelspot war nicht ansatzweise mit dem vergleichbar, was ich in Asien oder Australien bereits gesehen hatte und die Partyinsel wäre vielleicht klasse gewesen, hätte ich einen Saufkumpanen gehabt. Hier findest du Tische, die hüfttief im Wasser stehen, du konntest überteuerte Cocktails kaufen und laute Musik tönte nicht nur aus den Lautsprechern am Strand, sondern auch von mehreren Partyyachten, die rund um den abgegrenzten Schwimmbereich parkten. Aaah, Reizüberflutung! Während die Pärchen sich also verliebt eine Pina Colada nach der anderen teilten, zog ich im Schwimmbereich meine Runden, genoss das warme Wasser und die Sonne und fischte immer wieder mal einen Plastikstrohhalm oder einen Schraubverschluss aus dem Wasser. Profit machen und saufen geht, aber das nur auf Kosten der Natur? Pfui Teufel, schämt euch! Irgendwann hatte ich nicht mal mehr Platz zum Schwimmen, da mehrere Typen mit ihren Bananenbooten und Jetskies durchmarschierten, um Werbung zu machen. Danke für nichts.

Auch der nächste Strand war so dermaßen überrannt, dass du gar keine Lust hattest, dich in den Sand zu legen. Nach dem Mittagessen hatten wir knapp 4 freie Stunden, die wir z. B. am letzten Strand des Tages auf einer Liege verbringen konnten. Regelmäßig im 3 Minutentakt kamen Austernverkäufer, Schmuckverkäufer, Eisverkäufer und die Massagedamen mit ihren Eimerchen voller Massageöl vorbei. Letzteres gönnte ich mir dann. Nachdem die Massagedame mir 15 Minuten gratis den Nacken massierte (heiliger Bim Bam, war ich verspannt), hatte sie mich am Haken und ich bezahlte für weitere 30 Minuten Oberkörpermassage. Das Besondere an dieser Dame war, dass sie auch das sogenannte Cracking beherrschte und so "renkte" sie mir meinen Kopf mit zwei ruckartigen Bewegungen wieder zurecht. Es knackte nur so und ich war froh, dass der Kopf nun nicht ab war. Ganz krass. 😅 Auch die Rückenmitte ließ sie einmal so richtig krachen und dann war ich bereit, die restliche Zeit tiefenentspannt auf der Liege dahinzuvegetieren, bis es finster geworden war und unser letzter Tagespunkt am Programm stand.

Wir fuhren mit dem Boot zu einer ganz bestimmten Stelle im Ozean und dort ließen sie uns mit Schwimmwesten ins bacherlwarme Wasser (etwas gruselig, wenn alles um dich tiefschwarz ist). 20 Minuten hatten wir nun Zeit den Anblick von fluoreszierendem Plankton zu genießen. Es war zwar nicht so, dass das ganze Wasser um einen herum leuchtete, ganz und gar nicht, aber wenn du die Hände oder Füße unter Wasser hin und her bewegt hast, erschien wie aus Zauberhand ein blaugrüner Schein. Schon sehr cool, ich kam mir vor wie ein Zauberer : Einmal schnell die Hand schütteln und zack: It's Magic! 😱😅

Nachdem sie uns nach der Reihe aus dem Wasser gefischt hatten, traten wir per Boot und Bus den Heimweg an. Abend-Balkon-Bier: Ich komme!

Grüße, eure Babsi!

(Nachtrag für Sonntag, den 2. Oktober) 

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