Ein Flughafen voller Überraschungen

Veröffentlicht am 7. Oktober 2022 um 03:10

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Heute wurde es Zeit weiterzureisen und sich von Bogotá zu verabschieden- das warme Wetter wartete schon auf mich, ich konnte es beinahe rufen hören!
Der Besitzer des Hostels gab mir den Tipp weiter, dass ein Bus ganz in der Nähe starten und direkt bis zum Flughafen durchfahren würde. Den nehm ich doch glatt! Der Bus kam recht schnell und damit auch die Erkenntnis, dass man nur durchs Drehkreuz IM Bus kam, wenn man mit Münzen bezahlte. Da kam ich mit meinen frisch behobenen Scheinchen nicht weit. Mein Retter in der Not, aus Reihe eins, reichte mir flott seine Fahrkarte und es buchte eine weitere Fahrt ab. Das Geld dafür wollte er nicht annehmen, überaus freundlich! Ich genoss die Fahrt zum Flughafen nochmal ganz bewusst, denn es versteckten sich noch viele Graffiti auf den Straßen dorthin. Hach, wie wunderbar interessant, die ganze Stadt ein einziges Kunstwerk.

Ich war bewusst früh dran, da ich mir noch vor dem Abflug die Gelbfieberimpfung holen wollte. Die gibt es am Flughafen Bogotá nämlich sowohl für Einheimische, als auch Touristen gratis! Gott sei Dank hatte ich in Österreich einfach nicht mehr die Zeit für diese Impfung gefunden - dort hätte sie mich nämlich zwischen 50 und 100 Euro gekostet. Perfekt gelaufen also.

Ich checkte mein Gepäck ein, holte mir problemlos den Stich, ließ alles in den Impfpass eintragen (da die gute Dame kein Englisch sprach, trug sie zwar Stempel /Datum/ Unterschrift etc. kreuz und quer ein - doch der Wille zählte) und wartete bis zum Boarding. Was mir sehr schnell auffiel: Es waren auffällig viele Hunde im Flughafengebäude unterwegs. In den nächsten Tagen erfragte ich auch den Grund dafür: Wenn man in Kolumbien zum Arzt geht und etwas von Flugangst faselt, bekommt man vom Arzt easy cheesy ein Zertifikat für Hunde als "emotionale Unterstützung" während des Flugs und der Vierbeiner darf gratis IN der Flugkabiene mitreisen. Weil es so einfach ist macht es natürlich jeder Kolumbianer, der einen Hund besitzt. Lustig, oder? 😅

Warum ich überhaupt fliege und nicht den Bus nehme, möchte ich auch noch kurz erwähnen: Die Busfahrt hätte über 24 Stunden gedauert, es ist weithin bekannt, dass während Nachtfahrten regelmäßig tödliche Busunfälle passieren (da die Fahrer übermüdet sind) und auch die Busfahrten hätten bei Preisen ab 30 Euro begonnen.
Hmm. Nun ja, die Flugzeit betrug 1.5 Stunden und der Flug inklusive Gepäck kostete mich ca. das doppelte der Busreise. Ich ersparte mir aber einen kompletten Tag. Miss Gemütlich entschied sich also dafür mit Viva Air in die Lüfte abzuheben und hörte zum ersten Mal an Bord von der Crew anstelle von "Wir wünschen ihnen einen guten Flug" ein gewöhnungsbedürftiges "Viel Glück". Okay, danke. 🙂👌🏻

Anscheinend hatte ich Glück, denn ich kam heil in Cartagena, dem Norden Kolumbiens, und an der Karibikküste an. Das Hostel hätte ich erstmal fast übersehen, da es sich nicht im Erdgeschoss befand, sondern man eine verriegelte enge Eisenwendeltreppe hoch nehmen musste. Da passte ich mit meinem Rucksack gerade so durch. 😅

Sofort fiel mir der Temperaturunterschied hier auf: Anstelle von 5 Grad nachts hatte ich hier plötzlich minimum 25. Und es war schwül, unglaublich schwül. Uuund es gab reichlich Moskitos und reichlich wenig Klimaanlage - nämlich gar keine. Ein Ventilator diente 4 Leuten im Zimmer als Lebenserhaltungsmaßnahme. Aber Schluss mit der Jammerei - juhuuu, keine Frostbeulen mehr!

Ich war vom Herumgereise oder der Impfung doch müder als gedacht und schlief am nächsten Tag extra lange aus. (Bzw. holte ich mir zwischendurch kurz das Frühstück ab, um es nicht zu verpassen und schlief dann nochmals bis Mittag weiter.)😅 Der Kolumbianer im Bett nebenan fragte mich dann, ob ich auch zum Strand wolle, er würde jetzt aufbrechen. Klar, doch, sonst komm ich ja nie aus den Federn! Und das sollte ein ganz interessanter Nachmittag werden.
Zuerst mal bog er vorm Ziel noch in einen kleinen Supermarkt ein und kam mit einer Flasche Whiskey und einem Sixpack Bier wieder raus. Aaaha, da klingelten meine Alarmglocken doch gleich, ich würde also wachsam bleiben. Beim Versuch mich abzufüllen und willig zu machen sind schon ganz andere gescheitert, sorry.

Aaaber im Endeffekt war er ein ganz lieber Kerl. Er passte auf meine Sachen auf, während ich mehrmals ins Meer ging um zu schwimmen, holte mir zwischendurch sogar was zu essen und versuchte sein Spanisch meinem Tempo anzupassen und übersetzte wenn nötig mit Google Übersetzer. Da ich nach zwei kleinen Bier schon dankend verneinte, trank er einfach mal die halbe Flasche Whiskey und 4 Bier alleine. (In den nächsten Tagen sollte ich noch feststellen, dass der arme Kerl anscheinend ein ernstzunehmendes Alkoholproblem hatte). Umso mehr er trank, desto mehr Telefonanrufe machte er mit Freunden und Verwandten und stellte mich per Video Chat immer wieder erneut allen als seine neue Freundin vor. "Novia", also als fixe Freundin. Das stellte ich ebenso schnell auch immer wieder richtig: "Si, soy Barbara de Austria, pero no soy su novia, lo siento." Jedes Mal lachte er drüber erneut.

Inzwischen hatte sich noch jemand zu uns gesellt: Eine 32 jährige Kolumbianerin. Voll mit Tattoos von Hals bis Fuß (aber richtig schöne) und ebenfalls schon gleich angetrunken wie mein zweiter Begleiter. Ach herrje, was mache ich hier eigentlich noch? Sie konnte immerhin ein paar Brocken Englisch und begann mir schon gleich zigfach zu erzählen, wie unglaublich hübsch ich doch wäre. "Das hübscheste Mädchen auf der ganzen Welt, dios mío!" Lesbisch? Definitiv. Und stockbesoffen. In ihrem Suff wollte sie mir unbedingt etwas schenken und steckte mir ihr rotes Cappy in meinen Rucksack. Jedes Mal, wenn ich es wieder rausholen wollte, schlug sie meine Hände weg. Okay gut, dann eben nicht jetzt. Sie leerte zusammen mit ihrem Landesgenossen die gesamte Flasche Whiskey und noch ein weiteres Sixpack. Ach herrje waren die beiden hacke, jetzt war es dann Zeit abzuhauen.

Als dann der Cousin des Kolumbianers antanzte, dieser gleich noch weitere 4 männliche Freunde mitbrachte und ich sie mit Rücken zu mir diskutieren hörte, wer mich bekommt und wer die andere haben kann, packte ich mein Zeug, setzte dem Mädl mit einer flotten Bewegung ihr Cappy auf den Kopf (der Alkohol war gerade so eingefahren, dass sie sich nicht mal rührte) und verkündete überraschend meinen Abgang. Die Verwunderung war groß, doch ich drehte mich kein weiteres Mal mehr um - mit Besoffenen diskutiere ich nicht.

Als ich zurück im Hostel war erfuhr ich, dass der Franzose sich ein Einzelzimmer genommen hatte und ich nun diese Nacht alleine mit jenem Kolumbianer im selben Zimmer schlafen durfte. Na das konnte ja heiter werden. Einen Funfact dazu erzähl ich euch im nächsten Beitrag. 😅

Grüße eure Babsi!

(Nachtrag von Donnerstag und Freitag, 29. und 30. Oktober) 

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