
Liebes Tagebuch, liebe Leute!
7.45 Uhr morgens trafen wir uns in der Tauchschule. Zu Beginn gab es eine kurze Besprechung des Tauchtages in der Großgruppe. Zwar war Fernando weiterhin nur für uns beide zuständig, doch dieses Mal waren richtig viele weitere Leute mit uns am Boot. Hauptbestandteil der Besprechung war das Verhalten, falls man unter Wasser auf Mantarochen treffen sollte. Nicht, dass sie gefährlich wären, überhaupt nicht - Mantarochen sind liebevolle Riesen. Jedoch kann man sie ganz schnell verschrecken, sollte man ihnen entgegenschwimmen, ihnen nachschwimmen, oder sie gar berühren! Letzteres ist strengstens verboten. Besser den Anblick aus der Ferne genießen, oder - wenn sich die Möglichkeit ergeben sollte - parallel seitlich mit ihnen mitschwimmen.
Zuerst ging es aber noch an einen ganz anderen Tauchspot. Lisa und ich würden hier unsere letzten praktischen Übungen ablegen.
Am Boot wuselte es richtig vor lauter vorfreudigen Tauchgefährten und so mussten wir unsere Ausrüstung dieses Mal flotter zusammenbauen. Ein letzter Check, ob auch wirklich alles an Ort und Stelle ist und plumps, geht's auch schon wieder rückwärts ins Wasser rein. Ich hatte erstmals einen Tauchcomputer am Arm und war dafür zuständig regelmäßig die verbleibende Tauchzeit aufgrund der Nullzeit abzulesen. Dies ist wichtig, um rechtzeitig aufzusteigen und einen Sicherheitsstopp einlegen zu können. Unter Wasser sammelt sich im Körper durch das Atmen der Luft im Tank nämlich vermehrt Stickstoff an und damit der Körper diesen abbauen kann, braucht er etwas Ruhezeit in 5m Tiefe. Wird diese Ruhezeit nicht eingehalten, kann es zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen. Aber jetzt mal nicht schwarzmalen, sondern genießen!
Es herrschte wieder eine recht starke Strömung vor und nachdem wir Meter für Meter langsam abgestiegen waren und immer brav den Druckausgleich in Ohren und Taucherbrille gemacht hatten, ließen wir uns erstmal ein Stückchen mittreiben. Das Korallenriff war auch hier wieder atemberaubend schön und wir sahen auch erneut eine Schildkröte.
Unsere Hauptaufgabe für den heutigen Tag: Versuchen eine neutrale Tarierung zu halten, was soviel heißt wie waagrecht im Wasser zu liegen, ohne ab und aufzusteigen, oder dies mit dem BCD (unserer Tauchjacke) auszugleichen. Dies kann nämlich beinahe komplett mit einer guten Atemtechnik erreicht werden. Und es funktionierte ganz wunderbar! Wahnsinn, wie schnell man einzelne Dinge unter Wasser verbessern kann, ich war ganz aus dem Häuschen!
An einer Stelle in 16m Tiefe, wo die Strömung auch etwas schwächer war, führten wir unter anderem unsere Kompassnavigation durch. Dies hatten wir schon an Land geübt und arbeiteten nun am Meeresgrund als Team zu zweit zusammen. Als ich an der Reihe war, den Kompass am Arm anzulegen, gab Fernando mir ein Ziel unter Wasser vor (in diesem Fall einen bestimmten Felsen) und ich musste den Kompass passend einstellen. Anschließend war Lisa dafür zuständig unsere Flossenschläge zu zählen und mich in passender Tiefe zu halten und ich konzentrierte mich komplett auf die Kompassnadel und glich unseren Kurs je nach Strömung aus. Danach ging es wieder mit Hilfe des Kompass genau an unseren Ausgangspunkt zurück. So interessant und total lustig.
Ich gab rechtzeitig Bescheid, als ich die Werte der Nullzeit am Tauchcomputer ablas und gab das Zeichen für "Aufsteigen". Dafür bekam ich von Fernando ein großes Unterwasserlob und wir stiegen langsam gemeinsam auf. Passend auf 5m Tiefe legten wir einen dreiminütigen Stopp ein. Danach tauchten wir mit der Signalboje auf und das Boot holte uns an Ort und Stelle ab. Ausrüstung ablegen, an Bord klettern und ausruhen! Hach, war das herrlich gewesen!
Wir aßen und tranken etwas und fuhren dann fast eine Stunde zum nächsten und vorerst letzten Tauchspot weiter: Dem Manta Point! Dieser befand sich bei der Nachbarinsel Nusa Penida und die Fahrt dort hin war heavy: Der Wellengang war hier und heute extrem stark und das Boot fuhr einfach unbeeindruckt in seinem Tempo weiter (auch wenn wir mal mit dem Bug meterweit in die Tiefe krachen, nachdem uns eine Riesenwelle aushob). Hat auch irgendwie richtig Spaß gemacht, nur beobachtete ich am Ende der Fahrt, dass ich erstmals so etwas wie Seekrankheit fühlte. Uuh, gar nicht gut vor dem Tauchgang. Fernando meinte aber, dass sich das in der Tiefe bessern würde. Also noch ein letztes Mal die gesamte Ausrüstung anlegen, inklusive der verhassten Flossen (der Schmerz an beiden Punkten an den Füßen war inzwischen kaum mehr auszuhalten), und Daumen drücken: Ich wollte nämlich unbedingt einen Mantarochen sehen! Und was soll ich sagen, ich wurde nicht enttäuscht. Tatsächlich wurden meine Erwartungen um Längen übertroffen! Nachdem wir ganz unten in ca. 17m Tiefe angekommen waren (das Schwimmen mit neutraler Tarierung funktionierte inzwischen schon einwandfrei), vergingen kaum 5 Minuten, wo wir auf keinen Manta stiesen! Es war atemberaubend. Du musstest sie nicht mal suchen, denn sie kamen quasi zu dir. Einfach Augen offen halten und den Anblick genießen. 4-5m werden sie groß und gleiten elegant über die 250 verschiedenen Korallenarten und 600 Fischarten hinweg. Manche kamen sogar erstaunlich nahe und mit einem wagte ich es dann und schwamm ein Stück parallel neben ihm mit. Danke, danke, danke an mich selbst, dass ich mich dazu entschieden hatte, den Tauchschein zu machen und das erleben zu können!
Nach einer gewissen Zeit wurde mir kalt. In den Tiefen hier erreicht das Wasser oft eine Tiefsttemperatur von nur 20 Grad und DAS bringt dich in einem Nasstauchanzug irgendwann zum Frösteln. Bevor ich es tun konnte, gab mir auch schon Fernando das Zeichen für "Frieren" und wir verblieben nur noch wenige Minuten unten, bevor wir kontrolliert und mit Sicherheitsstopp aufstiegen.
Und wisst ihr, was das Ganze gleich noch besser machte? Fernando hat mit der GoPro einige Aufnahmen in der Tiefe von uns und den Tieren gemacht und schickt uns diese in Kürze per Mail zu! Einige Fotos werde ich euch also erst nachreichen können- ihr dürft gespannt sein!
Liebe Grüße, eure Babsi!
(Nachtrag vom Donnerstag, den 25.August)
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