Von der Strömung mitgerissen

Veröffentlicht am 28. August 2022 um 09:31

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Heute war es so weit: Mein erster Tauchgang im offenen Meer stand an! Heute würden wir den Großteil der Übungen, die uns Fernando gestern im Pool beigebracht hatte, wiederholen und vertiefen. Ich quetschte mich also wieder in meinen Nasstauchanzug rein, zog meine Tauchsocken an und ging mit den anderen gemeinsam zum Strand, wo bereits unser Boot auf uns wartete. Fernando war nur für uns beide zuständig und ein weiteres Pärchen ging mit einer eigenen Tauchleitung ins Wasser.

Als wir uns auf den Weg zum ersten Tauchspot machten, bauten wir unsere Ausrüstung selbst zusammen und checkten mit Hilfe eines Merksätzchens ab, ob wir auch wirklich alles dabei hatten und für den Tauchgang bereit waren. Alles bestens, das Boot kam am Zielort an und wir machten uns startbereit. In den Swimmingpool stiegen wir immer mit einem großen Schritt vorwärts ins Wasser ein, doch vom Boot aus mussten wir eine neue Variante der Einstiegsmethode ausprobieren: Ausrüstung anlegen, sich damit dicht an die Kante des Boots setzen (die Sauerstoffflasche ragt dabei übers Bot hinaus), Atemregler in den Mund nehmen, Maske aufsetzen, beides mit den Händen festhalten und dann: Rückwärts ins Wasser purzeln lassen. Ganz wie im Film also. 😉

Und der erste Tauchgang im Meer sollte eine Herausforderung werden, denn die Strömung heute war unglaublich stark und riss uns gleich mit sich! Das führte dazu, dass Lisa schon nach den ersten Metern unter Wasser eine kleine Panikattacke bekam und Fernando über 10 Minuten versuchte, sie unter Wasser zu beruhigen und ihr beim Abstieg zu helfen. Ich versuchte währenddessen so gut es möglich war in deren Nähe zu bleiben und atmete tief und langsam durch meinen Atemregler. War das ein tolles Gefühl - als wäre man schwerelos!

Die starke Strömung hatte auch einen klaren Vorteil: Du konntest dich einfach mit ihr treiben lassen und musstest nicht viel Kraft aufwenden, um vorwärts zu kommen. Wir schwammen also einfach "mit dem Flow" - insgesamt gut 2 km- und bestaunten währenddessen das scheinbar nie enden wollende Korallenriff : Riesig und sooo bunt und schön! Nachdem Lisa auch in meiner Tiefe angekommen war, versuchte Fernando uns bestmöglich zusammenzuhalten und gab uns unter Wasser ein paar Anweisungen. Unsere Poolübungen konnten wir bei der Strömung allesamt nicht durchführen - wir genossen stattdessen den ersten Tauchgang und bekamen neben unzähligen Fischen auch eine richtig große Schildkröte zu sehen. Ganz gemütlich schwamm sie an uns vorbei und schien uns gar nicht zu bemerken. 

Als bei Lisa die Luft laut ihrer Anzeige schon langsam zu neige ging (je hektischer man atmet, umso schneller verbraucht man den Sauerstoff), tauchten wir gemeinsam wieder langsam auf. Sicherheitsstopp mussten wir keinen machen, da wir nur in einer Tiefe von 6m tauchten.

An der Oberfläche wird sofort das BCD (also die Jacke, die wir tragen) aufgeblasen, sodass man ohne Anstrengung dahintreiben kann. Am besten funktioniert das am Rücken.
Fernando blies eine Signalboje auf und das Boot holte uns an Ort und Stelle ab. Zuerst legten wir den Bleigürtel ab und reichten ihn der Crew, dann das BCD und zum Schluss die Flossen. An der Leiter kletterte ich dann nach oben und war bereit für eine Pause. Wow, das waren so viele Eindrücke in so kurzer Zeit!

Wir öffneten den Anzug bis zur Hüfte, aßen unser Mittagessen und bereiteten unsere Ausrüstung auf den nächsten Tauchgang vor, indem wir zu einer neuen Sauerstoffflasche wechselten. Also wieder alles auseinanderbauen und neu anschließen.

Bei einer kurzen Nachbesprechung meinte Fernando, dass wir uns nach diesem ersten Tauchgang bei so starker Strömung bei den nächsten wohl spielen würden. Er gab uns auch Verbesserungstipps und so waren wir bereit für Tauchspot zwei.

Dieses Mal ging es ohne Ausrüstung ins Wasser, um zu üben, alles im Wasser anzulegen. Zuerst das BCD, was schwimmend mit all den Schnallen und Verschlüssen gar nicht so leicht war, und dann den Gewichtsgürtel. Hat bei mir tatsächlich im Meer nicht mal halb so lange gedauert, wie am Vortag im Pool - aber dort hatte ich mich dabei auch selten doof angestellt 😅.

Und Fernando hatte Recht: Hier, mit kaum vorhandener Strömung, taten wir uns VIEL leichter. Wir stiegen auch etwas tiefer ab. Beim Abtauchen muss man möglichst jeden Meter einen Druckausgleich in den Ohren durchführen. Sollte das nicht gelingen, muss man wieder weiter aufsteigen, um Schmerzen und Verletzungen beim Tauchen zu vermeiden. Aber alles gut gegangen.

Nachdem wir etwas herumgeschwommen waren, uns die Riffe, Fische und alte Ankerkette angeschaut hatten, ging es an die Übungen. Unter anderem mussten wir z. B. die Taucherbrille unter Wasser komplett abnehmen, wieder aufsetzen und leeren und das Szenario nachspielen, wie man seinen eigenen Sauerstoff mit dem Tauschpartner teilt, sollte dieser ihm ausgehen etc. Abschlussübung: Von 7m Tiefe mit einem einzigen letzten Atemzug auftauchen, um eine Notfallsituation nachzustellen (keine Luft mehr, kein Taucher in der Nähe, um Luft zu teilen).

Zurück in der Tauchschule wurde uns beigebracht unsere gesamte Ausrüstung selbst und richtig zu reinigen. Die Flossen hatten mir auch heute wieder seitlich so stark gegen meine Füße gedrückt, dass sich meine kleinen Wunden von gestern schon zu netten Fleischwunden entwickelt hatten. Aaah, das waren Schmerzen - bei jedem Flossenschlag erneut und erneut. "Durchbeißen", meinte Fernando bei unserer Nachbereitung, wir hätten ja nur mehr einen Tag vor uns. Okay, okay, ich werd's probieren. 

Ich vervollständigte diesen Nachmittag noch den Theorieteil in der App und legte abends dann die theoretische Abschlussprüfung ab: Bestanden!! Die Freude war groß und zur Feier des Tages trank ich dann mit vielen anderen Leuten gemeinsam in der Tauchschule ein Bier.
Vermutlich war es die ungewohnte Tiefe, oder das lange Atmen mit Atemregler- ich war jedenfalls um 21 Uhr schon richtig KO und ging früh ins Bett, um für meinen praktischen Abschlussteil morgen fit zu sein. Tauchschein, ich komme!

Bis bald, eure Babsi!

Nachtrag von Mittwoch, den 24. August

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Irmgard Brunmayr
Vor 3 Jahr

Hallo Barbara! Glückwunsch zu Deinem erfolgreichen Tauchschein. Wir freuen uns immer!!! Von deiner Reise und Deinen Erlebnissen zu lesen. GLÜCKWUNSCH Irmi und Manfred 🥰👍