
Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Kaum in meiner neuen Bleibe angekommen ging es auch schon wieder weiter. Wir packten unterwegs zwei Nonnen ein, die auf der Rückbank Platz nahmen und fuhren weiter zur Kirche Ankilizatos, welche von Pater Sony und Pater Joy betreut wird. Heute war als spezieller Gast auch Pater Sebi anwesend. Er kam vor erst knapp zwei Jahren aus Indien hierher und wird in zwei Tagen die Gegend hier verlassen, um in einen anderen Ort zu wechseln. Es wurden also sein Abschied und meine Ankunft gefeiert und das mit ganz viel madagassischem Essen. Alle sprachen gut Englisch und waren super freundlich. Ein madagassisches Tischgebet vor und nach dem Essen gehörte in dieser Runde auch dazu - wenigstens beim "Amen" konnte ich miteinsetzen. 😉
Im Abschluss durfte ich mich rundherum umsehen. Als erstes sah ich mir die Kirche an. In Madagaskar sind Kirche und Kapellen natürlich ganz anders und einfacher gebaut, als bei uns in Europa, werden dafür aber herzlich und bunt dekoriert. Ein befreundeter Pfarrer soll sogar die Wände selbst bemalt haben. Echt gut, ein Bild findet ihr unten! Für die Leute hier hat die Kirche noch einen ganz anderen Stellenwert, als für die meisten Europäer, mehr dazu morgen.
Vor der Kirche lernten wir dann auch eine nette Familie kennen, mit der wir kurz tratschen. Das Kleinkind im Arm seiner Mutter war alles andere als begeistert von mir, verzog schockiert sein niedliches Gesicht und fing auch beinahe an zu heulen. Dem war ich wohl etwas zu exotisch, alles gut, ich geh schon wieder. 😅
Pater Joy zeigte mir als nächstes seine Klinik. Hier im Umkreis gab es bis vor kurzem keine medizinische Versorgung. Wurdest du krank, war es gut möglich, dass du daran auch sterben musstest. Die Leute hier besitzen keine Fahrzeuge und es gibt auch keinen Bus o.Ä. Wenn sie nicht zu Fuß gehen, kommen sie also nirgendwo hin. Und geh bei dieser Hitze mal barfuß 40km im Sand - mit Patienten am Rücken. Zudem besitzen sie kaum Geld für Medizin. Vor allem Kinder starben oft unnötig an eingefangen Krankheiten.
Unter Pater Sonys Leitung wurde die kleine Klinik erbaut und wird seitdem auch von ihm betreut, da er in Indien Medizin studiert hatte. Er zeigte mir auch das Innenleben und NEIN, man kann es mit einer europäischen Klinik absolut und gar nicht vergleichen. Seht euch die Fotos unten dazu an, dann versteht ihr gleich. Trotzdem ist es so viel mehr, als die Leute zuvor hatten und es gibt die wichtigsten Medikamente, sowie auch Impfungen, die verabreicht werden. Woran die meisten erkranken und weiterhin auch sterben? "Malaria", sagt Pater Sony. Die Kinder würden oft mit bleichen Gesichtern gebracht werden und dann weiß man quasi schon, womit man es zu tun hat. Gerade wird die Klinik umgebaut und erweitert. Im Außenbereich wird ein komplett neues Gebäude errichtet, in dem in Zukunft Ärzte aus anderen Ländern unterkommen und wohnen können, um den Armen für eine Zeit lang zu helfen. Also ein unglaublich wichtiges Projekt, welches von der hier ansässigen Kirche realisiert wird.
Während mir anschließend die Schwestern ihre ganz persönliche Unterkunft inklusive bescheidener Küche zeigten, besprachen die Männer das Programm der morgigen Sonntagsmesse durch. Das gesamte Areal hier ist durch die vielen Bäume gut beschattet und vor allem in der heißen Jahreszeit, wenn die Temperaturen auf über 45 Grad klettern, ruhen sich die Durchreisenden hier gerne aus.
Auf dem Weg zurück in unser Heim setzten wir die beiden Schwestern wieder ab und gönnten uns eine kurze Verschnaufpause. Die brauchte ich auch, denn die nur knapp drei Stunden Schlaf der letzten Nacht machten sich immer mehr bemerkbar. Eigentlich war ich wirklich schon fix und foxi, aber da wir eine weitere Einladung zum Abendessen hatten, konnte ich ja schlecht nein sagen und liegen bleiben😉.
Wir fuhren ei und kurzes Stück zum Haus der Schwestern in Mohabo und nahmen nach einer kleinen Abendmesse in der hauseigenen Kapelle am gemeinsamen Abendessen teil. Wieder wurde riesig aufgetischt und wieder schmeckte alles einfach nur ausgezeichnet. Leider hatte ich bereits seit den frühen Morgenstunden mit leichter Übelkeit zu kämpfen und so hoffte ich, dass mir das ganze ungewohnte Essen nicht weiteren Schaden zufügen würde. Da sie sich aber alle so wegen meines Besuchs bemüht hatten, konnte ich ja kaum nur Reis essen. Vermutlich hatte ich mir bereits eine leichte Lebensmittelvergiftung zugezogen - leichtes Fieber machte sich bemerkbar. Aber meine mitgebrachten Medikamente würden das hoffentlich bald schon richten.
Wir waren eine ganz schön große Runde und abermals waren alle Damen überaus herzlich und bestens gelaunt. Es wurde viel gelacht, übersetzt (der Großteil sprach nur Malagasy) und getratscht. Das angebotene Bier ließ ich meinem Magen zuliebe besser aus.
Am späten Abend fuhren wir dann endgültig Richtung Bett, doch bevor ich mich waschen und ausruhen konnte, bekam ich noch die Stromregelungen des Ortes erklärt: Zwischen 17 und 20 Uhr am Abend und 4 bis 7 Uhr in der Früh gibt es keinen Strom. "Also genau dann, wenn man ihn am meisten braucht, ist er nicht da", scherzte Pater Shaiju. Recht hat er, denn hier wird es recht früh finster und ohne Taschenlampe siehst du genau NICHTS. 😅 Selbst eine solche lag in meinem Zimmer bereit, sowie eine Kerze mit Streichhölzern für den Notfall. 😉 Ich würde hier also bestens zurecht kommen, da war ich mir ganz sicher. Für diesen Tag war es nun aber endlich an der Zeit, mich ins Bett zu verfrachten. Was für ein Tag!
Gute Nacht und liebe Grüße, eure Babsi!
(Samstag, 27.7.2024)
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Kommentare
Liebe Barbara! Es ist wieder ein Wahnsinn was Du da alles Erlebst.Wir bewundern Dich immer wieder,daß Du solche Strapazen auf Dich nimmst.Wir freuen uns sehr Deine Berichte zu lesen.Lg.Irmi und Manfred
Babsi einfach nur wow 👍 weiterhin viel Spaß und wichtig: gesund wieder heim kommen!!! Lg Robert