
Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Um die letzten 24 Stunden zu beschreiben, muss ich nochmal kurz durchatmen - selbst Shakespeare könnte sich keine bessere Geschichte ausdenken.
Am Morgen beim Check Out hat ja schon alles begonnen, als mich der Typ an der Rezeption ernsthaft nochmal um die Bezahlung bitten wollte. Dassss hab ich eigentlich genau gestern Abend erledigt - bei DIR! Zimmern, Flughafenshuttle, alles bereits erledigt. Konnte er mir nicht glauben, bis er die Bücher und Rechnungen nochmal ganz genau gecheckt hatte.
Zum Flughafen brachte mich dieses mal kein Kleinbus, sondern ein normales Auto mit zwei Chauffeuren darin. Böse Zungen könnten meinen, dass das Outfit des Typen am Beifahrersitz auf eine Entführung schließen ließ. Schwarze Jacke, schwarze Strickmütze und passend dazu: schwarze Handschuhe. Jaa richtig gelesen. Generell kleiden sich die Leute hier teilweise, als würde die Schneefallgrenze demnächst auf 0m sinken.
Pünktlich um 7.30 Uhr war ich für meinen 10 Uhr Flug am Flughafen. Aus dem ganz schnell ein 14 Uhr und schlussendlich ein 15.15 Uhr Flug wurde. Verspätungen in Madagaskar seien das normalste der Welt, hieß es schon im Internet. Aber besser eine Verspätung, als ein gekenzelter Flug, so meine Devise. Ich kontaktierte also Pater Shaiju immer wieder über meinen aktuellen Flugstatus.
Hier braucht es vielleicht eine erste Erklärung bezüglich meines nächsten Reiseziels: Ich fliege nach Morondava, in den Westen Madagaskars. Unsere Pfarre in Kaindorf hat so eine Art Partnerpfarre in einem kleinen Dorf 40 km entfernt und lange Rede kurzer Sinn: Ich wurde dorthin als Gast eingeladen. Das Besondere an dem Ort ist ja, dass es u. A. ein Internat für knapp 40 Schüler gibt, die dort von klein auf bis zum Maturalater die Schule absolvieren dürfen. Der Fußweg zur Schule ist ab einer gewissen Distanz einfach nicht mehr zumutbar und Schulbusse gibt es nicht. Also: Ein Internat, teils finanziert von Spendengeldern aus Europa etc. uuuund eben aus Kaindorf. (Wenn Pater Joseph bei der nächsten Messe also wieder mal für Madagaskar absammelt - > hieeer kommt das Geld hin.😊)
Ich werd mir das ganze mal live ansehen und darf u.a. auch mit den Kids eine Woche erleben. Ist das nicht eine wahnsinns Möglichkeit, das afrikanische Leben abseits der Touristenpfade kennen zu lernen? Ich bin noch immer ganz aus dem Häuschen von der Idee.
Pater Shaiju kam also selbst nach Morondava, um mich direkt am Flughafen abzuholen und empfangen zu können. Wie nett ist das bitte? Suuuper nett und so herzlich und bemüht. Umso mehr tat es mir leid, dass die Airline unserem Kennenlernen einen Strich durch die Rechnung machte - denn der Flug sollte nicht wie geplant starten. Oder sollte ich besser sagen, der "Flieger"? Wir saßen bereits in dem kleinen Flugzeug. Wir hatten bereits die Sicherheitsanweisungen etc. hinter uns.
Und dann wurde der Motor nochmals abgestellt und von hinten kamen Leute mit Warnwesten rein. Schnurstracks schritten sie zum Cockpit vor und verschwanden darin, um mit dem Piloten zu sprechen. Einer ging wieder, ein anderer kam wieder hektisch herein. Die Stewardess selbst kannte sich auch überhaupt nicht aus, begann sich bei allen für die erneute Verspätung zu entschuldigen und schenkte jedem einen Becher Wasser ein. Den hatte ich nicht mal noch ausgetrunken, als es hieß: Aussteigen. Jetzt. Die Unruhe unter den Passagieren könnt ihr euch ja vorstellen. Antwort bekamen wir vorerst keine, irgendwer redete dann etwas von "technischen Problemen" daher. Ja krass. Mein erster Gedanke war: Guuut, dass wir nicht geflogen sind, wär ich dann vielleicht abgestürzt? Dass ich den gesamten Tag umsonst am Flughafen vertan hatte tat da nun wirklich nichts zur Sache, Hauptsache am Leben würd ich mal behaupten.
Unser Gepäck wurde wieder retour gebracht. Voll bepackt (wieder mit großem Rucksack, Koffer und Handgepäck) stellte ich mich in die Service-Warteschlange des Flughafens. Und das dauerte. Eeeeewig. Neu kennengelernt hab ich hierbei Tatiana, mit der ich mich die kommenden zwei Stunden unterhalten konnte. Das machte das ganze schon um einiges angenehmer. Die russisch-ukrainische Rumänin lebt aktuell gerade in China und arbeitet dort als Fotografin. Hab ich ja alles erst im Laufe des Anstehens erfragt, als sie mit dem Reiseleiter der Chinesengruppe vor uns plötzlich fließend Chinesisch zu plaudern begann. Damit hatte ich ehrlich nicht gerechnet, das kam ziemlich überraschend. 😅
Um 18 Uhr hatten wir sie dann: Die Bestätigung für das Taxi und eine Hotelübernachtung inklusive Abendessen. Wie der Tag noch weiterging und der kommende startete, lest ihr demnächst. Wird wieder "lustig", aber alles hat in einem Bericht einfach nicht Platz. 😉
Grüße, eure Babsi!
(Freitag, 26. Juli 2024)
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