Unerwarteter Heiratsantrag

Veröffentlicht am 25. Juli 2024 um 17:03

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Am Mittwoch schliefen wir fast bis 11 Uhr vormittags. Da hatten wir anscheinend einiges aufzuholen. Dafür machten wir uns aber recht flott bereit für einen Stadtspaziergang. Sicherheitstechnisch schien es hier recht gut auszuschauen und wir waren immerhin zu zweit unterwegs. Da meine Bauchtasche geklaut wurde, musste ich eben mit meinem kleinen Rucksack losziehen. Und es war genau so sicher, wie wir es uns dachten. Wir trafen auf den Straßen auf sehr viele Leute (ausschließlich Einheimische, Touristen gibt es hier anscheinend 0), wurden immer wieder freundlich begrüßt und kaum bis gar nicht dämlich von der Seite angesehen. Oder angebettelt. Und niemand versuchte uns seinen Kram anzudrehen - unglaublich sympathisch! Das kenn ich zum Großteil ganz anders aus anderen Ländern.
Zwar ist die Gegend recht arm, aber man entdeckt immer wieder mal einen kleinen versteckten Schatz in Form eines farbenfrohen Häuschens, eines dekorativen Eingangstors oder bunter Blumen, die sich um die Bauwerke schlingen. Wir fanden einen Minimarkt, um sicheres Wasser zu kaufen (darauf komme ich später noch zu sprechen), erstanden an den Obstmärkten Zitronen, Mandarinen, Bananen und eine Ananas und fanden irgendwo an der Hauptstraße auch ein verstecktes Restaurant. Es ist zwar etwas schwer Essen zu bestellen, wenn die Karte rein französisch angeboten wird, aber mit Händen und Füßen und meinen ersten erlernten Vokabeln kamen wir dann doch durch. Mein gebratener Reis mit Zebu schmeckte ausgezeichnet. 👌🏻
Zurück im Hostel wollte man uns am späteren Nachmittag noch in ein anderes Zimmer umsiedeln. Gebucht hatten wir beide ja eigentlich ein Bett im Mehrbettzimmer, da sie jedoch das Zimmer überbucht hatten, brachten sie uns freundlicherweise im Privatzimmer unter. Nur hatten sie vergessen zu erwähnen, dass wir siedeln müssten, sobald ein anderes Bett frei wird. Unser Gepäck war im ganzen Zimmer verteilt und wir sahen nicht ein, aufgrund deren Fehlers nun alles komplett einzupacken, nur um es 5 Minuten später wieder auszupacken. Das war nicht der Deal. Wir könnten ja den Aufpreis fürs bessere Zimmer bezahlen und hier bleiben, hieß es seitens der Rezeption. Nach einer kurzen Diskussion- meine neuseeländische Mitbewohnerin wurde ganz schön hitzig - durften wir eine weitere Nacht zum günstigen Preis im selben Zimmer bleiben.

Am Donnerstag checkte Gin aus und reiste weiter ins Stadtzentrum, um sich dort mit einer Bekannten zu treffen. Und ich gute Seele packte meinen ganzen Kram und zog ins Mehrbettzimmer um, damit die Rezeptionisten wieder ruhig schlafen konnten. 😌

Es gab ein Mehrbettzimmer für Frauen und eins für Männer- nur dass das gar nicht wirklich notwendig gewesen wäre, da die kenianischen Jungs ohnehin fast immer bei ihren kenianischen Freundinnen in unserem Raum waren. Grundsätzlich alles ausgesprochen liebe Leute, nur einer hatte so seine Eigenarten. "Kannst du mich heiraten, damit ich ein Visum für Österreich bekomme und in Europa fußballspielen kann?" Warte kurz, lass mich überlegen - nein. Später nochmal ein netter Besuch seinerseits. Mit "Excuse me Miss", fragte er, ob ich nicht Dollar für ihn hätte - Österreich wäre ja so reich. Finde den Fehler, denn selbst, wenn ich sie ihm geben wollen würde, könnte ich es nicht.

Nachdem ich die erste Seite in meinem Sketchbook bemalt hatte und Französisch mir bei den Ohren raus stand, beschloss ich, unter die Dusche zu gehen. Hab mich dann spontan umentschieden, als ein Mann mit Malerspachtel beim Badkabinenfenster reinschaute- genau in dem Moment, als ich mich ausziehen wollte natürlich. Was zum Teufel? 😂
Anscheinend wird auf der anderen Seite (Außenmauer) ein Raum dazu gebaut und so wird das Fenster kurzerhand einfach mit Ziegelsteinen zugekleistert, anstatt es zu entfernen. Pfusch in seiner feinsten Form haha. Ich duschte also erst NACH dem Abendessen, als seine Schicht zu Ende war. 

Beim Abendessen saß ich übrigens allein im Restaurant, denn trotz Hauptsaison herrscht in diesem Stadtteil anscheinend komplette Touristenflaute. Super pünktlich während des Essens gab es auch schon den nächsten Power Cut. Stromausfälle kommen hier täglich vor, war also nicht wirklich überraschend. Heißt: Es war stockfinster. "Kein Problem", rief ich zu der peinlich gerührten Kellnerin nach vorne und schaltete meine Handytaschenlampe an. Da dieser Power Cut etwas länger andauerte, brachte man mir dann noch eine Kerze zum Tisch. Wie romantisch, danke. Schon eine ziemlich schräge Situation, wenn es um einen herum komplett schwarz ist, man normal sein Hühnchen weiter isst und weiß, dass irgendwo in 10 Meter Entfernung eine Person steht, die dich beobachtet und auf deine nächste Bestellung bzw. die Erleuchtung wartet.

Da die Kenianer anscheinend ein sehr lebensfreudiges und dadurch etwas lauteres Völkchen sind, rechnete ich nicht mit all zu viel Schlaf. Aaaber: Ganz lobenswert haben sie um 23 Uhr ihre Jungs rausgeschmissen und das Licht abgedreht. Dankeschön!

Morgen geht's dann weiter, zurück zum Flughafen und ab in den Westen. Dann geht das Abenteuer ja eigentlich erst richtig los. Man hört sich, bis bald, eure Babsi! 😊

Ps. Den Antrag hab ich leider nicht angenommen. Barbara Mwangi hört sich dann doch etwas zu exotisch an.

(Donnerstag, 25. Juli 2024)

Weitere Fotos folgen, die können zur Zeit nicht geladen werden! :) 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.