Hoch hinaus

Veröffentlicht am 31. Juli 2022 um 17:32

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Bis knapp vor Mittag lag ich im Bett, als ein Mitarbeiter in den Frauenschlafsaal kam. Er meinte, ich hätte den etwas günstigeren "Mixed room" gebucht und müsse deswegen leider umziehen. Das hätte ich ihm auch sagen können, wäre er mitten in der Nacht da gewesen, wie es laut Booking.com sein hätte sollen.
"Ah, die 24 Stunden Rezeption haben wir seit Covid nicht mehr!", meinte er und anscheinend war es großes Glück, dass genau jemand durch dir Tür kam- ansonsten wäre sie erst um 8 Uhr früh geöffnet worden. Ja dann: Bitte zackig die Angaben ändern, denn für Backpacker, die oft den günstigen Flug in der Nacht wählen, ist das mehr als ärgerlich.

Ich zog also ins nebere Gebäude um und wählte dort eines der vielen freien Bunkerbetten (dieser Raum erinnerte mich nämlich stark an den Notfallsbunker im Keller meiner alten Schule, aber ich denke das Foto ist selbsterklärend). Die Sanitäranlagen ließen STARK zu wünschen übrig und neben Zigarettenstummel im schwarzen Toilettenwasser, oder Kakerlakenbesuch in der Dusche sah es einfach generell so aus, als hätte hier seit Ewigkeiten keiner mehr geputzt. Da lob ich mir doch meine treuen Flip Flops, denn ohne diese würde ich hier keinen Fuß vor den anderen setzen. Aber günstig ist es. Und inklusive Frühstück. Zwar bekam ich für letzteres nur eine Tasse Tee mit zwei Scheiben Toastbrot plus Butter vorgesetzt, aber man nimmt ja was man kriegt. 😉

So, der Nachmittag wollte aber noch genutzt werden und so schmiedete ich Sightseeing-Pläne. Um aber überhaupt irgendwo hinzukommen brauchte ich zuerst mal Internet, also auf zum nächsten Supermarkt. Normalerweise geht es zack zack und die neue Simkarte ist drinnen und aktiviert, doch dieser Verkäufer brauchte verdächtig lange. Kein Wunder, denn als er mir mein Handy zurückgab meinte er nur ganz nebenbei, dass er uns beide gegenseitig auf Instagram geaddet hätte. Wtf? War er doch tatsächlich einfach in meinen Instagramaccount eingebrochen, was für ein Vogel 😂. Blockiert haha.

Für kleines Geld bestellte ich mir einen Fahrer zu den Petronas Zwillingstürmen, dem Wahrzeichen von Kuala Lumpur. In den ersten Stockwerken befindet sich ein Luxusshoppingcenter und hätte ich Geld, Stauraum und Modegeschmack, hätte ich bei Gucci, Michael Kors und Prada einmarkten können. So wurde es ein Donut 😂👌🏻.

Auf der Suche nach dem Weg zum Ticketschalter, um bis in die oberen Stockwerke des Gebäudes flitzen zu können, stieß ich über eine sehr interessante Werbung. Zu Ehren von Beethovens 250sten Geburtstages gibt das malaysische Philharmoniker Orchester eine Show und spielt Beethovens 5te Symphonie-und zwar einmalig an genau diesem Samstag! Ja herrlich, da musste ich mich gleich näher informieren und erfragte im Ticketbüro, dass alle Plätze bereits vergeben waren. Aber: Erstmals, als Pilotprojekt so zu sagen, wird angeboten die Generalprobe zu besuchen. Diese würde morgen Vormittag über die Bühne gehen und ich bekam ein Ticket dafür - für nicht mal 10 Euro. Der Verkäufer sah mich kurz prüfend an, stand auf, kam zu mir her und musterte mich von oben bis unten. Freundlich brachte er mir bei, dass ich mit diesem Outfit (Sneaker, schwarze Sporthose, weißes Hemd) wohl nicht rein dürfe, etwas Eleganteres wäre morgen nicht schlecht. Puuuh ganz schwierig, aber darüber würde ich mir später Gedanken machen. Jetzt wollte ich erstmal die Aussicht über Kuala Lumpur genießen.

Für 20 Euro bekam ich ein Ticket für die nächste Fahrt und nutzte die Wartezeit, um mit meinem Papa zu telefonieren. Ich bemühe mich bestmöglich, mich immer wieder mal zu Hause zu melden. Und dann war es so weit: Rein in den Lift und ab nach oben! Den ersten Stopp legten wir in der Mitte ein, dort befindet sich nämlich eine Art Tunnel, welcher die beiden Türme in luftiger Höhe miteinander verbindet. Der Wettergott war auf unserer Seite, denn wenige Minuten zuvor hörte es auf zu regnen und die Aussicht war dadurch erstklassig. Coole Sache: Ich konnte mich während diesem Stopp in vier Sprachen mit den Leuten unterhalten: Englisch, um mit den Indern zu tratschen, Deutsch, um ein Pärchen nach einem Foto zu fragen, Spanisch, um mich kurz mit den beiden süßen Kindern einer spanischen Familie zu unterhalten und Malaiiisch, um mich beim Liftfahrer für ein paar Infos zum Gebäude zu bedanken und mich zu verabschieden. Für meine Indonesienreise 2019 hatte ich etwas Bahasa Indonesia gelernt und erfreulicherweise stellte ich fest, dass sich fast alles mit Malaiisch deckt! 😁 Das fiel mir bereits am Flughafen auf, als ich überraschend Begriffe wie "Willkommen/Ausgang/bis bald/Toilette/Taxi/Danke..." lesen konnte. Damit macht man mir eine ehrliche Freude, wird Zeit, meine Kenntnisse wieder aufzufrischen!

Als nächstes fuhren wir dann ganz nach oben. Die Petronas Twin Towers sind seit dem Anschlag auf das World Trade Center in New York mit 452m die höchsten Zwillingstürme der Welt. 88 Stockwerke befinden sich in jedem der Türme. Die Firma "Petronas" ist eine malaysische Öl-, und Gas Firma, die weltweit Geschäfte macht. Na wenn die es sich nicht leisten können solch ein Gebäude als Firmensitz zu bauen, wer dann? Oben angekommen hat man natürlich einen noch besseren Ausblick über ganz Kuala Lumpur (die Glasscheiben waren inzwischen auch regentropfenfrei) und man erhält Infos über die Firmengeschichte und die aktuellen Geschäfte. Alles in allem ein sehr gelungener Tag und ich bin schon sehr gespannt, was der nächste so mit sich bringt!
Liebe Grüße, eure Babsi!

(Nachtrag für Donnerstag, den 28. Juli) 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.