Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Unten bei der Talstation angekommen ergaunerte ich mir ein Taxi für den gleichen Preis wie mein Uber zuvor. Ich hatte einfach keinen Bock jetzt so lange auf einen Fahrer zu warten, den ich ja erst bestellen müsste. Mit flehenden Augen und nur etwas Geld im Geldtascherl (den Rest versteckte ich schnell in meiner Jackentasche), welches ich dem Taxler präsentierte, ließ er sich schlussendlich weichkochen. Sehr gut, ab in die Stadt.
Ich brauchte unbedingt Bargeld und stieg deswegen am Hauptplatz aus. Laut dem Fahrer befindet sich gleich um die Ecke ein ATM. Nahm nur leider meine Karte nicht. Ich suchte einen nächsten und stellte mich eine Viertelstunde in die Schlange. Nahm meine Karte nicht. Verdammt. Die nächsten beiden waren geschlossen. Ich fragte mich von Straßenpolizist zu Straßenpolizist, ging bei einer Bank direkt zum Schalter, suchte nun schon ne Stunde und fand ENDLICH einen Automaten, der gegen horrende Gebühren Geld ausspuckte. Danke!
Damit kaufte ich mir auch gleich in einem Fachgeschäft einen neuen "kleinen" Rucksack. Den treuen grauen, den ihr bisher auf so vielen Fotos gesehen habt, musste ich nun ziehen lassen, da ich es geschafft habe den Reißverschluss entgültig zu killen. Nicht so klasse, wenn es bis zur Geldtasche reinregnet, wie ich heute feststellen musste 😅. Nette 50 Euro hat mich der Spaß gekostet, dafür ist es gleich ein Wanderrucksack mit etwas Platz für Souvenirs am Reisende geworden. In Ecuador und Perú würde ich fast ausschließlich nur wandern gehen, sollte also die richtige Wahl gewesen sein.
Fragt mich nicht warum, aber nachdem es mich bereits Stunden um eine Heiße Schokolade gelustet hatte (sowas trink ich normalerweise nie), setzte ich mich in ein Lokal und machte eine wohlverdiente Pause nach diesem aktiven Tag. Ich holte im sicheren Umfeld des Lokals mein Handy raus und sofort wurde mir ein Nachrichtenartikel angezeigt: "Busunglück in Kolumbien - 20 Tote". Noch vor wenigen Tagen war ich auf genau dieser Straße unterwegs. Wie oft dachte ich mir bei jener Fahrt, dass hier eine günstige Stelle für eine Buskatastrophe wäre. Und schon stürzt wieder einer ab - ein sehr unangenehmes Gefühl in der Magengrube..
Noch bevor es dunkel wurde machte ich mich wieder auf den Heimweg zu meinem Hostel. Um nicht wieder so ewig und noch länger nach einem Restaurant zu suchen, fragte ich an der Rezeption nach. Die Straße in die andere Richtung hätte ein paar Lokale zu bieten. Tja, da hatte mich Google Maps gestern ganz schön verar****. Ich verließ also bei Dunkelheit mein Hostel, das Handy wieder schön in der Unterwäsche versteckt (man weiß ja nie, wann der erste Überfall winkt), und bog in die besagte Straße ab. Hier war ganz schön was los! Massanhaft Einheimische drückten sich durch die Gasse, waren gut gelaunt und wechselten ständig die Straßenseiten. Ach jaaa, heute war ja ein Feiertag in Ecuador. Der "Día de los muertos" wird in Südamerika am 1. und 2. November gefeiert. Leider sollte ich von den Festlichkeiten und den berühmten bunten Gesichtsbemalungen nichts mitbekommen, denn die Stadtverwaltung von Quito hatte beschlossen das große Feiern auf den Freitag - das Wochenende- zu verschieben. Nur wegen des Festes konnte ich nicht noch zwei Tage Quito anhängen - mir ging einfach die Zeit aus und Baños wollte ich keines Falls streichen müssen.
Ich ging an ein paar Lokalen vorbei, als ich die Preisbeschilderung sah. "Waaas, 7 Euro für ein Abendessen? Nicht mit mir." Tja, während einer Rucksackreise lebt sich vieles eben anders und das Geld soll gut eingeteilt sein. Ich fand schlussendlich ein klitzekleines günstiges Lokal, welches eindeutig eher für Einheimische konzipiert war. Eintöpfe, einfaches Essen, wenig Auswahl, ganz einfache Raumgestaltung ohne Pipapo - aber dafür günstige Preise und ich bekam um drei Euro ein ausgiebiges Abendessen. Bei mir hatte es sich schon so eingebürgert, dass ich mir oft eine ganze extra Avocado zum Essen dazubestellte. Avocados findet man in Südamerika fast auf jedem Teller. Leider war heute wegen des Feiertags soviel los, dass ihnen die Avocados ausgingen und ich musste mich mit meiner einen Spalte begnügen. Kein Problem, morgen wieder. Chicha, das Getränk, schmeckt hier übrigens ganz anders, als in Kolumbien und wir nicht wirklich mein Ding.
Ich bedankte mich beim Rausgehen direkt bei der Köchin und Ladenbesitzerin für das hervorragende Essen, erntete ein herzliches Lächeln und ging zurück ins Hostel. Irgendwie ging es mir nicht mehr ganz so gut. Schlimme Kopfschmerzen waren nur der Anfang. Kaum lag ich im Bett ging es richtig los: Schwindel, Übelkeit, Fieberschübe. Es kam so plötzlich, ich wusste erst gar nicht woher. Hatte ich das Essen nicht vertragen? Konnte ich mir nicht vorstellen. Und dann schoss es mir wie ein Blitz ein. Ich nahm das Handy schnell zur Hand und googlete "Höhenkrankheit". Checkpot.
Naiv, ich weiß, aber ich hatte mir bisher nie, wirklich nie, über Höhe Gedanken gemacht. Warum auch? Bisher hatte ich es nie mit großen Höhenunterschieden zu tun. Da ich jetzt aber einen Bericht nach dem anderen las, dass ab 4000 Höhenmeter sogut wie jeder höhenkrank wird, verstand ich so einiges. "Akklimatisieren" lautet das Zauberwort, denn atmet man auf über 4000 m genauso weiter, wie zuvor, wird das Hirn nicht genug mit Sauerstoff versorgt. Der Sauerstoffmangel kann nicht ausgeglichen werden und der Körper stellt Puls und Durchblutung rapide um. Gut gemacht Babsi. Nicht nur, dass du innerhalb von nur gut einem Tag mit dem Bus von 1000 hm in Cali auf 2850 hm in Quito hochgeschossen bist, neiiin, du fährst auch gleich noch direkt mit der Gondel auf den nächsten 4000m Berg rauf und gehst WANDERN. Die Rechnung für meine Unwissenheit bekam ich ja jetzt. Boa, meinen Schädl zerriss es fast und an Schlaf konnte ich den Großteil der Nacht gar nicht denken. Der Schüttelfrost zwischendurch war auch ganz nett - trotz extra dicker Decke und Pullover konnte ich mich nicht erwärmen.
Ich habe einen Screenshot eines Artikels gemacht, der schreibt: Wer sich jenseits der 2500m nicht langsam an Höhe steigert und zig Tage akklimatisiert und ausruht, kann nur krank werden. "Wer den Sauerstoffmangel über die Atmung gut kompensieren kann, senkt das Risiko für eine Höhenkrankheit". Gut, dass ich wie eine Dampflok den Vulkan hochgeschnauft bin🤦🏼♀️😂. Es stimmt also: Dummheit tut weh. Wie es mir in den nächsten Tagen so erging erzähl ich euch demnächst. Bis dahin, liebe Grüße, eure unwissende Weltenbummlerin. 👌🏻
(Nachtrag für Mittwoch, den 2. November)
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Kommentare
Hallo Barbara!Danke für die Fortsetzung der Berichte Deiner Weltreise,schön das Du Dir wieder die Zeit nimmst .Es war wirklich eine Atemberaubende Reise und sicher nicht ungefährlich.Zum Glück bist Du heil heimgekommen.Freuen uns auf ein Wiedersehen.Lg.Irmi & Manfred