Dünne Luft

Veröffentlicht am 7. Mai 2023 um 09:35

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Man lernt nie aus, sag ich euch. Bevor ich mir jedoch ein Fehlverhalten schmerzhaft eingestehen musste, hatte ich noch einen interessanten Tag vor mir.

Nach Frühstück und morgendlichem Spanischtraining ließ ich mich von einem Uberfahrer direkt bis zur Talstation der Seilbahn TelefériQo fahren. Diese lag genau am gegenüberliegenden Ende der Stadt auf einer Seehöhe von 3050m. Ich kaufte mir für ca. 9 Euro mein Ticket, mit beinahe dem letzten Bargeld, welches ich besaß, und wartete auf die nächste Gondel. 18 Minuten dauert die 2.5 km lange Fahrt, welche einen auf über 4000 Höhenmeter mitten in die Anden raufbefördert. Um genauer zu sein: Auf den Fuße des Pichincha Vulkans.

Das Wetter heute war alles andere als sonnig und ich war richtig froh, mich gleich vorab über die Temperaturen informiert zu haben - es war nämlich eiskalt und meine Fleecejacke, Windjacke und mein Stirnband waren ein definitives muss! Oben angekommen spazierte ich zu den nahegelegenen Aussichtspunkten, sah mir das Café und den Shop näher an und beschloss dann auch gleich, mich ins Abenteuer zu stürzen. Innerhalb weniger Stunden Wanderung kann man von hier aus bis zum Gipfel des Vulkans wandern. Ich war gleich ganz hin und weg von der guten Beschilderung des Wanderweges, sowas hatte ich in den letzten Monaten schmerzlich vermisst.
Es dauerte keine fünf Minuten und schon fiel mir auf, dass es sich auf dieser Höhe ganz anders wanderte. Meine Güte, war das anstrengend hier bergauf weiterzukommen, es nimmt einem direkt die Luft zum Atmen! Ganz langsam also. Sollte sich dafür der Gipfel nicht ganz ausgehen, auch okay. Immerhin besser als ein Schwindelanfall.

 

Recht bald kam ich zur nächsten Attraktion: Zwei Holzschaukeln luden dazu ein, mit Schwung über ganz Quito zu schaukeln. So fühlte es sich jedenfalls an, denn der Ausblick war der WAHNSINN! Ein freundliches deutsches Pärchen machte netterweise ein paar Fotos und Videos von dem Erlebnis und anschließend setzten wir gemeinsam unsere Wanderung fort. Neben blühenden Sträuchern und Sukkulenten konnten wir sogar einen Kondor beim Fliegen beobachten! Mit bis zu 3.20m Flügelspannweite ist er der zweitgrößte flugfähige Vogel der Welt! Oft werden eigene Kondorwanderungen angeboten, um die Tiere zu sehen und wir schafften das glücklicherweise ganz nenenbei.
Die Gesellschaft von Laura und Julien blieb mir aber nicht all zu lange erhalten, denn Laura machte die Höhe stark zu schaffen und sie beschlossen bald den Rückweg anzutreten.
Das Wetter sah inzwischen auch gar nicht mehr gut aus, wenn ich die dunklen Wolken und die dicke Nebelsuppe rund um den Vulkan betrachtete. Ich kämpfte mich trotzdem langsam Meter für Meter weiter rauf und spazierte frohlockend mitten in den Regen rein. Na klasse. Nach und nach kamen mir Wanderer entgegen und meinten, ich solle gleich umdrehen - bei dem Wetter sei der Aufstieg viel zu gefährlich. Keine Sorge, ganz so dämlich bin ich nun auch wieder nicht, bei Nebel und Regen alleine auf einen 4780m hohen Vulkan zu klettern. Ich setzte mir ein Ziel, welches ich noch erreichen wollte, genoss den trüben aber faszinierenden Ausblick um mich herum und trat auf gut 4200m den Rückweg an. Mehr machte heute einfach keinen Sinn, schade.

Bergab musste ich richtig aufpassen, um mir nicht weh zu tun: Es ging ziemlich steil runter und der Regen verwandelte alles in eine reine Rutschpartie. Mit Minischritten kämpfte ich mich voran, entdeckte noch ein paar Vögelchen und einen Hasen auf meiner Strecke und kam heil und unversehrt bei der Bergstation an. Zwar war ich bei weitem nicht ganz nach oben geklettert, aber trotzdem war ich fix und fertig. Ich fuhr also gleich wieder nach unten und hatte im Ortszentrum noch was zu erledigen. Davon lest ihr aber im nächsten Beitrag, bis bald! Eure Babsi! 😉

(Nachtrag für Mittwoch, den 2. November) 

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