Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Nur weil ich in Quito mit dem Bus angekommen war, war ich noch lange nicht in meinem Hostel. Am Busbahnhof verband ich mich gleich mal mit dem WLAN, nur um herauszufinden, dass ich mich am ganz anderen Ende der Stadt befand und dass meine Unterkunft mehr als nur einen Katzensprung entfernt war. Online wurde ich aus den Busplänen nicht schlau und erkundigte mich bei einem Schalter: Entweder ein 10 Euro Taxi, oder zwei weitere Busse quer durch die Stadt, um insgesamt 3 Euro. Und obwohl ich fix und foxi war, wählte ich die günstigere Variante- sparen war ja schließlich alles.
Es war gar nicht so leicht den richtigen Steg zu finden, um dort auf meinen ersten Bus zu warten. Besonders lästig fand ich den einen Taxifahrer, der mir mehr als fünf Mal probierte einzureden, dass meine Strecke mit Bussen fast unmöglich zu organisieren sei und ich mich bestimmt verfahren würde- mitten in der Nacht und ohne Internetverbindung. Um 12 Euro würde er mich direkt praktisch vor die Haustüre fahren. Abzocker. Irgendwann wurde er so aufdringlich (ich war noch immer auf der Suche nach meiner Haltestelle), dass ein weiterer Taxifahrer mir zu Hilfe eilte und meinte: "Hörst du der Dame eigentlich nicht zu? Sie meinte mehrmals, sie wolle kein Taxi, also lass es gut sein!"
Danke. Er erklärte mir nochmals den Weg und jaa, ich habe beide Busse gefunden und stieg richtig um und aus, auch, wenn es etwas kompliziert war.
Zuvor hatte ich mir bei Google Maps ganz viele Screenshots vom Weg meiner Bushaltestelle bis zu meinem Hostel gemacht und musste verdutzt feststellen, dass die Bushaltestelle um einiges weiter entfernt war als gedacht. Wie gerne hätte ich jetzt Internetguthaben gehabt! Jetzt stand ich hier, alleine im stockfinsteren und musste mich irgendwie neu orientieren. Nachdem ich 5 Minuten auf ein vorbeifahrendes Taxi gewartet hatte (die letzten Meter konnten ja nicht so viel kosten), gab ich es irgendwann auf. Ich musste von der Straße weg und zwar jetzt, das ganze hier gefiel mir überhaupt nicht. Es war viel zu still und die Umgebung nicht gerade einladend. Also beschloss ich zu gehen, oder besser gesagt halb zu laufen und betete, dass ich meine Screenshots richtig deutete. Noch mehr betete ich, dass nicht hinter der nächsten Ecke jemand lauert. Sogar durch eine stockfinstere Unterführung musste ich durch. Guter Gott. Mein Handy konnte ich dieses mal nicht komplett wegpacken, ich brauchte es doch...
Nach 25 Minuten (!) Gehzeit dann die Erleichterung: Anscheind war ich richtig bei der letzten Straße angekommen. Nur noch einmal ein Stück bergauf und dann müsste sich das Hostel "Colonial House Inn" auf der rechten Seite befinden. Die Straßenbeleuchtung war mickrig, alles war voller Müll, Hundekot und Dreck und es roch penetrant nach Urin. Wunderschönes Quito!
Und dann passierte es. Auf meinen letzten Metern sah ich auf der oberen Querstraße eine Person gehen. Doch als diese mich ebenfalls erblickte stoppte sie, ging ein, zwei Schritte rückwärts und bog dann in meine Straße ein. Nein, nein bitte nicht auf den letzten Metern, ich müsste ja direkt hier zu Hause sein! Ich drehte mich kurz um, steckte mein Handy blitzschnell in mein Bikinioberteil und wappnete mich, um dem Typen in die Fresse zu schlagen und die Nachbarn aus ihren Betten zu schreien. Die Gestalt hatte nun wenige Meter von mir entfernt gestoppt und sich in einen Türrahmen gestellt. Er beobachtete mich. Ich versuchte ruhig zu bleiben und ließ meinen Blick hastig über all die Wände auf der rechten Seite schweifen: Wo bist du? Wo steht der richtige Name? Als ich eine auffällige Tür entdeckte und mit flotten Schritten darauf zuging, wechselte der Typ die Straßenseite, kam zu mir und fragte-
"Checkst du noch so spät in das Hostel ein?"
Aaaaach, es stellte sich heraus, dass es der Ehemann der Besitzerin war und als er mich Mädchen mit dem Rucksack alleine um die Uhrzeit hier entlang gehen sah, wollte er nur sicherstellen, dass ich gut bei der richtigen Tür ankam. Kein Witz, ich hätte mir noch vor 30 Sekunden fast in die Hose gemacht.
Dann viel der ganze Stress weg: Die ältere Besitzerin war unglaublich nett, sie schenkte mir nach diesen Strapazen eine Flasche Mineralwasser, gab mir eine Banane zu essen und meinte, sie habe mich jetzt schon gern und seie sehr dankbar, dass ich ihr Hostel gewählt habe. Meine Zimmerkollegin war total entspannt und freundlich, ließ mich auch zu später Stunde noch ohne Probleme duschen, tauschte mit mir noch Reisetipps aus und um 23 Uhr konnte ich endlich beruhigt meine Augen schließen. WAS für ein Tag: Der Hatsch zur Kirche im Graben, die verrückte Weiterreise, das Busabenteuer in Quito und dann dieser letzte Fußmarsch. Fix und fertig traf es nicht annähernd.
Ich wünsche euch also eine gute Nacht und wir hören uns morgen, adios! Eure Babsi! 🤗
(Nachtrag für Montag, den 31. Oktober)
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