Wandern zwischen den höchsten Palmen der Welt

Veröffentlicht am 3. November 2022 um 17:02

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Tri tra trallala, die Babsi ist jetzt wieder da! 🥳
Nö, Spaß beiseite, aber nachdem ich tagelang im Amazonas kein Internet hatte, folgte in Medellín eine richtige Schreibblockade. Was auch immer ich anfing zu schreiben war langweilig und ohne Pfiff- also hab ich's gleich wieder gelöscht und mir mal eine Pause gegönnt.

Bevor ich jedoch von meinen Abenteuern im größten Regenwald der Welt erzähle, berichte ich euch noch von meiner spektakulären Wanderung durch die Berge Salentos. Los geht's!

Am Morgen suchte ich mir meinen Weg durch das malerische Dörfchen Salento, um zur Jeep - Haltestelle zu gelangen. Glücklicherweise erhaschte ich noch den letzten Sitzplatz, denn der Rest musste entweder hinten am Ende des Jeeps stehen, oder auf den nächsten warten. Na dann mal gut anhalten, ihr da hinten - das sieht nämlich nicht ganz ungefährlich aus 😅. Alleine die Anfahrt war schon ein Erlebnis: Kaum waren wir aus dem Ort raus, wurden die Straßen immer schmäler und die Bäume immer dichter. Am Ende konnte man sogar schon einen ersten Blick auf das Highlight des Tages werfen: Die bis zu 50m hohen Wachspalmen. Das Valle de Cocora ist nämlich weit und breit dafür bekannt, die weltweit höchste Palmenart zu beherbergen. Kerzengerade stehen sie mitten auf den grasbewachsenen Hügeln. Na da wird die Wanderlust mal richtig angeregt, ich sag's euch!

Schon in der Warteschlange hatte ich mich mit Kohta aus den USA unterhalten und so beschlossen wir, die Wanderrunde gemeinsam anzugehen. Gut 12 km beträgt die Strecke, wenn man keine Zusatzwege wählt und nach etwas Suche fanden wir auch schon das Häuschen, wo wir Eintritt bezahlen mussten.
Du kannst zwischen zwei Optionen wählen: Nach rechts losstarten und zuerst den steilen Part erledigen, um dann die Palmenhügel zu genießen, oder eben nach links, wo zuerst der Spaß und dann die Arbeit wartet. 

Ich entschied mich für zweitere Variante, denn sollte wieder mal ein starker Regenguss kommen, hätte ich die Palmen immerhin schon gesehen und könnte leichter umkehren.
Wie auf der Alm zu Hause sieht es hier aus: Kurzes Gras, Zäune und Pferde, welche zwischen den Palmen grasen. Die Sonne lässt sich hier in den Bergen eher selten blicken - das Wetter ist meist trüb, bewölkt und neblig. Doch genau das gab dem ganzen noch einen passenden mythischen, abenteuerlichen Touch!

Wir knipsten reichlich Fotos und ließen die Palmen vorerst hinter uns, als wir in den Dschungel gelangten. Inzwischen regnete es auch schon, doch mit Regenschirm und Regenjacke ausgestattet machte mir das kaum was aus.
Wunderschön war es hier, besonders dann, als der Nebel sich seinen Weg durch die Bäume suchte. Was für ein Anblick!

Nachdem wir 2/3 der Strecke geschafft hatten, trennten sich unsere Wege. Kohta wollte sich das Kolibrihaus ansehen, doch da ich letzten Sommer in Costa Rica bereits zig Kolibris gesehen hatte wollte ich mir das Geld sparen.
Ich setzte meinen Weg also alleine fort und wurde relativ schnell unsicher. Bisher war der Weg eindeutig erkennbar und nicht zu verfehlten, doch plötzlich befand sich auf meiner Route ein Bach. Hmmm, laut meiner Karte war ich richtig und einen alternativen Weg hatte ich auch nicht gesehen. Vielleicht weicht der Bach ja nach wenigen Metern wieder vom Weg ab? Vorsichtig stolzierte ich also von einem größeren Stein zum nächsten, um nicht mit beiden Beinen komplett im Wasser zu landen (obwohl meinen Schuhen so eine kleine Dusche definitiv nicht geschadet hätte, bei dem ganzen Gatsch, der inzwischen nicht nur an den Sohlen klebte).

Recht hatte ich gehabt: Bald ging ein kleines Brückchen nach rechts weg und ich konnte erneut einem Trampelpfad folgen. Durch den Regen hatte sich die Erde in ein reines Matschbad verwandelt, doch nach meiner interessanten Wanderung durch den Tayrona Park konnte mir eigentlich nichts mehr was anhaben. Da war das hier ja nix dagegen! 😉

Das nächste Problemchen kam sogleich: Durch einen Erdrutsch war eine Brücke unpassierbar und nach kurzer Absprache mit anderen Leuten, welche ebenfalls verwirrt rumstanden, entdeckten wir ein Brett, das über den Fluss führte. Huiuiui, da wollte ich eigentlich nicht rüber, aber was blieb mir schon anderes übrig? Unversehrt auf der anderen Seite angekommen musste ich nun einen kleinen Hang auf allen Vieren hochklettern, bis ich wieder auf dem normalen Wanderweg angekommen war. Abenteuerlich, aber ich fühlte mich richtig gut und topmotiviert!

Weiter ging es über ein paar der wackeligsten und löchrigsten Hängebrücken, die ich je gesehen hatte, um schlussendlich das Ende des Waldes zu erreichen. Der Regen hatte aufgehört, das Wetter besserte sich deutlich und die letzte Strecke konnte ich unbeschwert zurücklegen. Vorbei ging es an Weiden, Pferden und Kühen- ihr müsst euch einfach die Fotos ansehen, um zu verstehen, wie schön es hier war. Schon lange nicht mehr hatte ich mich so fit, fröhlich und motiviert gefühlt, danke Cocora!

Die Rückfahrt im Jeep war sehr unterhaltsam. Alle Insassen waren Kolumbianer und darunter befand sich eine Familie mit einem 8-jährigen Mädchen. Ich kam mit allen ins Gespräch und sorgte für strahlende Kinderaugen, als ich sagte, dass ich aus Österreich komme. "Meine Klassenlehrerin kommt auch aus Österreich!", meinte sie. Wir unterhielten uns dann komplett auf Englisch, weil die Lehrerin Frau Karin Ehrenbrandtner ihre Englischlehrerin ist. Und anscheinend eine sehr gute, denn das Mädl sprach fließend Englisch, ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus! Zudem war sie superhöflich und bedankte sich vielmals, als ich ihr ein Kompliment dazu machte.
Das war wohl eine der nettesten Fahrten meiner Reise, so liebe Menschen!

Zurück in Salento bummelte ich durch die unzähligen Souveniershops (auch hier wimmelte es wieder nur so vor Edelsteingeschäften), gönnte mir eine heiße Schokolade und eine Torte in einem der vielen Kaffeehäuser hier und ging nach dem Abendessen früh ins Bett. Für den nächsten Tag stand wieder eine lange Weiterreise bevor und für die wollte ich fit sein. Der Amazonas war schon zum Greifen nah, im nächsten Bericht geht's lohooos! 🥳

Bis dahin, alles Liebe, eure Babsi!

(Samstag, 15. Oktober) 

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Kommentare

Irmgard Brunmayr
Vor 2 Jahr

Hallo Liebe Barbara! Wir sind wieder ganz begeistert von deiner schönen Wanderung. Es ist wirklich toll was Du erlebst. Freut uns sehr, daß es Du gut geht. Danke, danke. Lg. Manfred und Irmi 😘