Positiv überrascht

Veröffentlicht am 29. September 2022 um 05:34

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

In den frühen Morgenstunden kam ich in Bogotá am Flughafen an - mit wiederum viel zu wenig Schlaf. Nachdem ich mir gleich etwas Bargeld besorgt hatte, fuhr mich ein Taxi ca. 20 Minuten bis zu meinem Hostel. Kolumbien, speziell Bogotá, gilt ja nicht als sonderlich sicher, also werde ich auf diesem Abenteuer besonders Vorsichtig walten lassen. Auf meiner Reise in den letzten Monaten hatte ich schon mehrere Leute getroffen, die höchstpersönlich in Kolumbien überfallen wurden- also kein Risiko eingehen.

Der Taxifahrer, ein ganz freundlicher alter Mann, mit dem ich erste spanische Sätze austauschen konnte, wartete noch bis mir jemand vom Hostel das Tor öffnete. Alles ist hier mit Ketten abgeriegelt - ohne klingeln kommst du also nicht rein. "Because it's not safe", sagte selbst der Mitarbeiter, der mir verschlafen die Tür öffnete. Ich hatte ihn aufgeweckt und nachdem ich ein Formular mit Daten ausgefüllt hatte, gingen wir beide wieder "ins Bett". Er auf der einen Couch, ich auf der anderen. Es war 6 Uhr in der Früh, mein Check in würde um 14 Uhr sein und ich dachte gar nicht dran bis dahin wach zu bleiben. "Who is this, sleeping on the sofa?", hörte ich nach ein paar Stunden jemanden reden. Jaaa das war ich. Inzwischen saßen schon andere Hotelgäste quasi neben mir im Aufenthaltsraum, während ich wie ein Sandler mit Kapuze auf in Embryostellung neben ihnen lag.

Später konnte ich meinen Check in erledigen (für die kommenden drei Nächte würde ich mir mal ein Einzelzimmer gönnen) und ging nur mehr zum Supermarkt in der Nähe - das war meine Aktivität für diesen Tag. Ich war zwar nach einem weiteren Schäfchen richtig hungrig, doch da es schon finster geworden war wollte ich das Hostel nicht mehr verlassen. Ein paar Snacks hatte ich ja eingekauft, ich würde also überleben.

Am nächsten Tag bekam ich gratis Frühstück und machte mich am frühen Nachmittag per Ubertaxi auf den Weg ins Stadtzentrum von Bogotá. Hier werden täglich gratis Walking Touren angeboten, das heißt ein Tourguide führt dich in einer Gruppe zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt und erklärt diese. Seeehr nett, da fühlte ich mich direkt sicher und gut aufgehoben.

Während der Tour lernte ich so einiges über Kolumbien und Bogotá.
➡️Die Stadt ist weltweit einer DER Hotspots für Graffiti, doch dazu gibt's im nächsten Bericht mehr.
➡️Da in Kolumbien Gold abgebaut wird und es eines der wenigen Länder weltweit ist, wo man massig Smaragde finden kann, gibt es unzählige Schmuckgeschäfte bzw. kleine Stände auf den Straßen und Plätzen. In ein Armband, welches einen kleinen Smaragd einfasst, hab ich mich gleich verliebt und ca. 7 Euro dafür bezahlt.
➡️Statt "Cerveza" sagen die Kolumbianer meist "Pola", wenn sie Bier bestellen. Policarpa (auch La Pola genannt), war eine Unabhängigkeitskämpferin gegen die Spanier und so wurde eine der ersten Bierfabriken Kolumbiens nach ihr benannt. Die Marke gibt es zwar inzwischen nicht mehr, die Bezeichnung "Pola" blieb aber bestehen.
➡️Chicha ist ein in Südamerika weit verbreitetes alkoholisches Getränk. Statt einer kleinen erwarteten Kostprobe bekam ich für gut 2 Euro eine ganze frisch angefüllte Flasche 🥴. Ich entschied mich für Mangogeschmack. Schmeckt richtig gut! Kennt ihr die Marillenspritzer, die ihr mit Nektar im Buschenschank bekommt? An das erinnerte es mich sogleich.
➡️Bogotá hat viele Museen. Einige bieten freien Eintritt an und bei anderen sind umgerechnet 1-2 Euro zu bezahlen. Also quasi nix.
➡️Die Altstadt besteht aus vielen wunderschönen historischen Gebäuden und Plätzen.
➡️Am Hauptplatz, dem Plaza de Bolívar, erzählte uns Santiago (unser Guide) vieles über die kriegslastige Vergangenheit Kolumbiens. Das Land ist bis heute einfach nie zur Ruhe gekommen und wandert von Bürgerkrieg zu Bürgerkrieg.
Aktuell finden auf dem Hauptplatz täglich Proteste gegen die Gesetzesänderungen der neuen Regierung statt, deshalb ist ein Großaufgebot an Polizei und Militär vor Ort. Als wir dort ankamen waren die heutigen Proteste so gut wie vorbei und es war recht ruhig. Ansonsten hätten wir den Platz natürlich ausgelassen :)
➡️Auch über Pablo Escobar wurde so einiges erzählt und da ein Gebäude hier in der Netflix Serie "Narcos" vorkommt, die ihm gewidmet ist, sprachen wir auch darüber. Wer glaubt, dass die gesamte Serie der Wahrheit entspricht, den muss ich leider enttäuschen: Einige Fakten stimmen und diese werden mit gaaanz viel Fantasie, Action und Hollywood ergänzt 🙃.

Ich besuchte anschließend noch das von unserem Guide empfohlene Kunstmuseum "Museo de Arte Miguel Urrutia" mit freiem Eintritt. Darin befinden sich größtenteils Werke vom kolumbianischen Künstler Fernando Botero (man konnte kaum übersehen, dass er es bevorzugte gut genäherte Menschen und Tiere zu malen 😅), aber auch wahre Größen wie Dalí, Monet, Picasso, Kokoschka und Ernst sind vertreten (mit Klimt sogar ein österreichisches Werk). 😉

Das war der perfekte Tagesausklang, denn für Kunst interessiere ich mich schon lange. Mit einem Uber ging es zurück ins Hostel, um pünktlich vor Einbruch der Dunkelheit die Straßen Bogotas zu verlassen.
Mehr von der Stadt, die mich so positiv überraschte, gibt es morgen!

Liebe Grüße, eure Babsi!

(Sonntag und Montag, 25. und 26. September)

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