San Francisco (raubt Herz und Nerven)

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

(Achtung, Achtung, es folgt ein Roman haha. Oder besser gesagt ein Thriller. Oder ist es doch ein Drama? Entscheidet selbst.)

Jetzt sitz ich grad im Flieger, jetzt ist alles okay, doch noch vor zwei Stunden pochte mein Herz im Rekordrhythmus. Aber diese Geschichte startete ja schon um einiges früher, also beginne ich brav im Hostel in Melbourne mit meinen Erzählungen.

Nach knapp 5 Stunden Schlaf riss mich der Wecker aus meinen tiefsten Träumen, ich erledigte den Check Out und ging zu Fuß die gut 20 Minuten bis zum Busbahnhof. Die Uberfahrten waren mir im Moment einfach zu teuer und die frische (oh ja, sehr frische) Luft munterte mich gleich etwas auf. Der Skybus kam pünktlich wie die Uhr, am Flughafen lief alles glatt und ich flog die 14 Stunden reibungslos bis nach San Francisco. Reibungslos und beinahe schlaflos, denn nur gut eine Stunde schaffte ich es wegzudösen (und das war für meine weiteren aktiven Pläne einfach definitiv zu wenig). Die restliche Zeit verbrachte ich mit essen, fernsehen und schachspielen und reiste in die Vergangenheit. Das ist nämlich schon recht lustig: Der Flug startete Samstag um 9.30 Uhr in Melbourne und landete am gleichen Samstag um ca. 6 Uhr morgens in San Francisco - nach 14 Stunden Flugzeit. 🙃😂 A Wahnsinn die Zeitverschiebung hier.

Ich habe mir diesen Flug ganz bewusst mit 9 Stunden Zwischenstopp gebucht, denn wenn ich schon in einer solchen Weltmetropole zwischenlande: Warum nicht die Möglichkeit nutzen und die Stadt erkunden? Und vorerst schien auch alles bestens zu klappen. Ich kaufte mir eine wiederaufladbare Zugkarte und fuhr damit easy cheesy ca. 30 Minuten ins Stadtzentrum. Gleich zog mich diese unglaublich tolle Stadt in ihren Bann: Überall kleine Marktstände mit Schmuck, Obst und Blumen, ein Marathonlauf fand statt und brachte die Leute zum Jubeln, eine Dragqueen tanzte beim Straßenübergang zu lautstarker Musik und die für San Francisco so berühmten alten Straßenbahnen düsten in allen möglichen Farben an einem vorbei. Zudem war es angenehm warm und mein Fußweg zum Ticketshop lag direkt am Meer entlang und wurde mit reichlich Palmen geschmückt. Überall fröhliche Menschen, wohin man auch schaute, vom Polizisten, welcher den Verkehr regelte, bis hin zum Brezelverkäufer. Ein Traum.

Ich hatte zwar bereits online das Ticket erworben, musste es aber direkt im Shop gegen eines aus Papier eintauschen und hier würde auch die Hopp on Hopp off Bustour starten. 60 Euro hat mich dieser Spaß gekostet, aber es war die einfachste Möglichkeit, in kurzer Zeit möglichst viel zu sehen. Es startete nur leider schon mit einer ordentlichen Verspätung, da heute so unglaublich viele Touristen dieselbe Idee wie ich hatten. Dafür genoss ich die Fahrt am oberen Deck dann aber ganz besonders und lauschte dem Audioguide, um möglichst viel Wissen aufsaugen zu können. Haaaach, ist das cool hier - mit einem breiten Grinser im Gesicht war ich mir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich fuhr durch Gassen viktorianischer Häuser (die wollte ich schon so lange mal live bewundern), sah die für San Francisco so typischen steilen Straßen, sah das Gefängnis Alcatraz aus der Ferne und kam mir gleich vor, als hätte mich jemand in ein Filmset eines amerikanischen Films gesetzt - einfach genau so wie im Fernseher hier! Man findet an beinahe jeder Ecke Kunst und interessante Gebäude und: Ganz viele Ampeln mit ganz vielen wartenden Fahrzeugen davor. Puuuh, mich überkam sogleich das ungute Gefühl, dass wir die geplanten 2 - 2.5 Stunden nicht einhalten können würden. Noch dazu traf mich um ca. 13 Uhr der Schlafentzug mit voller Wucht und nicht nur einmal kippte mein Kopf beim Warten an einer Ampel schlagartig nach vorne oder hinten weg. Oh Gott, was wird sich der Hintermann wohl gedacht haben? 😂 Aber ich konnte die Augen einfach nicht lange offen behalten, schon ratzte ich wieder für 3 Sekunden weg.

Wisst ihr, was mich dieses Tief dann wieder überwinden ließ? Die weltberühmte Golden Gate Bridge, als wir bei Frosttemperaturen drüber fuhren. Aaaaah schei*e war es hier plötzlich unerwartet kalt!! Die Brücke war in eine dicke Nebelschicht gepackt und der Wind fuhr vom Meer beidseitig so richtig an. Jaaa haha, jetzt ist man einmal auf der Golden Gate Bridge und sieht sie nicht mal wirklich, die Nebelsuppe war einfach viel zu dick. Da musste ich doch glatt schmunzeln: Natürlich musste mir das passieren. 😅

Glücklicherweise lichtete sich der Nebel mittendrinnen einmal ganz plötzlich und man konnte einen richtig guten Blick auf die 2.7 km lange Hängebrücke werfen. Wow, in so vielen Filmen bereits gesehen und jetzt bin ich genau hier, schon cool! Fotos gibt's davon leider keine, da ich nicht bemerkte, dass mein Speicher komplett voll war. Fröhlich und heiter knipste und knipste ich am Handy rum und freute mich schon auf die Wahnsinnsbilder, wenn die Brücke plötzlich majestätisch aus dem dichten Nebel auftaucht. Tja, kein einziges hatte ich im Endeffekt geknipst, das bleibt mir wohl nur in meiner Erinnerung bestehen. 😂 (Nämlich: Bei jeder Straßenecke hätte die Kamera ausfallen können, aber nein, genau AUF DER BRÜCKE gönnt sie sich ne Pause hahaha). Egal, geht mir ja nicht nur um die Fotos!

Nachdem wir weiter an Parks entlang und schon langsam Richtung Ausgangspunkt zurückführen, stieg schon leiiicht die Nervosität an: Die Tour dauerte bereits 3 Stunden - und das war zu lange, das wusste ich. Das würde sich gerade so alles mit dem Flughafen ausgehen. Mein geplanter 2 Stunden Flughafenpuffer gehörte schon lange der Vergangenheit an. Kaum war die Tour zu Ende, ging ich im Düsentempo die gut 20 Minuten zum Bahnhof zurück. Nur keine Panik, wenn der Zug pünktlich kommt schaffst du es!

Und dann kamen sie auch schon, die Steine, die mir wieder mal wie gewohnt in den Weg gelegt wurden. Ich hatte ja schon fast drauf gewartet. Erstmal funktionierte meine Kreditkarte beim Wiederaufladen der Zugkarte nicht und eine zweite besitze ich ja seit meinem Geldtaschendiebstahl leider nicht mehr. Obwohl ich also eigentlich schon längst in einem Zug sitzen sollte, lief ich hektisch erneut aus dem Bahnhof raus und suchte verzweifelt nach einem Geldautomaten. Ich brauchte sofort Bargeld, ansonsten könnte ich die Zugfahrt und meinen Flug gleich mit vergessen. Gefunden: Schnell wieder zurücklaufen!

Jetzt ließ mich der blöde Automat nur minimum 16 Dollar auf die Karte laden, statt den benötigten 5. Gut, dann eben 16, ich hatte keine Zeit mehr mich hiermit rumzuärgern. Der Zug ließ 10 kostbare Minuten auf sich warten und noch dazu war es einer, bei dem ich mitten drin auch noch umsteigen musste. Inzwischen lag die Zeit bis zum Boarding des Flugzeugs schon weit unter einer Stunde und ich hockte noch immer 5 Stationen vom Flughafen entfernt wie auf Nadeln. Komm schon, komm schon!

In meinem Abteil fieberten inzwischen schon drei Leute mit mir mit und wünschten mir viel Glück, als wir ENDLICH am Flughafen ankamen und ich drauflos stürmte - und auch sogleich wieder stehen bleiben könnte. In meiner Hektik hatte ich die Zugkarte in den Rucksack gepackt, dabei brauchte ich sie doch noch, um das Gelände zu verlassen! Aaaaah, wo war sie nur? Ich suchte wirklich alles durch, drehte meinen Rucksack komplett auf den Kopf und durchwühlte verzweifelt meine Sachen am Boden. Kann denn das sein? Schei*e! Irgendwo musste sie sein, doch da mein Boarding inzwischen schon in 10 Minuten beginnen sollte, schnappte ich einfach alles und bat einen Security um Hilfe. Durchlass nur mit Strafgebühr. Und da kam sie auch schon, meine Heldin: Eine der Damen aus dem Zugwaggon vorhin meinte, ich solle einfach loslaufen, sie übernimmt das für mich. Ich konnte es mir grade überhaupt nicht leisten dankend abzusagen, und stürmte weiter.

Und da war auch schon das nächste Problemchen: In diese Fahrtrichtung muss man nämlich noch zusätzlich einen Airtrain nach dem Zug nehmen, der einen zum passenden Terminal bringt. Davon stand im Internet nichts und dafür hatte ich auch mehr als wenig Zeit. Meine drei tapferen Helden aus dem Zugwaggon vorhin waren inzwischen auch schon angekommen und halfen mir den richtigen Airtrain zu finden und schauten mir online auch gleich nach, zu welchem Gate ich dann laufen müsse. (Ich hatte zwar schon die Boardkarte und war schon eingecheckt, nur das Gate stand noch nicht drauf und Internet hatte ich ja unterwegs keines, um im Zug zu recherchieren.) Danke, danke, danke kann ich da nur sagen: Wie nett und hilfsbereit sind denn die Menschen hier nur bitte? 😭 (Übrigens hab ich meine Karte später wieder gefunden, sie war in meinen Reisepass reingerutscht👏🏻🙃). 

Das Boarding hatte inzwischen schon begonnen und ich musste noch durch die Sicherheitskontrolle. Zwar wurde ich ein großes Stück vorgelassen, nur schlug natürlich genau bei mir das Gerät an und ich musste mich noch einem Ganzkörperscan und einem Drogenabstrich unterziehen. Natürlich. Noch auf den Rucksack warten und dann flog ich dahin: Ich sag's euch: Seit der Schulzeit im Sportunterricht im Stadion hab ich keinen solchen Sprint mehr hingelegt - ich wusste ehrlich gesagt gar nicht, dass ich SO schnell laufen kann. 😅

Aber es hat sich bezahlt gemacht: In letzter Sekunde zeigte ich meine Boardkarte vor und betrat schwitzend, mit hochrotem Kopf und keuchend das gottverdammte Flugzeug.
HA Universum (!!), da musst du noch ein paar Stolpersteine mehr hinzufügen, um eine Barbara Gutmann vom Weiterreisen aufzuhalten haha. (Ach Gott, bin ich fertig - vielleicht geht's ja zukünftig auch mal ohne 100 Hindernisse und Schwierigkeiten? Als würde ich die anziehen, es ist inzwischen schon fast gespenstisch.)

Aber alles gut, ich hock grad im Flieger und schreib diesen Bericht, nachdem ich die ersten beiden Stunden des Flugs inklusive Aufstieg fix und foxi verpennt hatte. Houston und Bogotá, haltet euch fest: Chaosbabsi kommt gleich!

(Samstag, 24. September)

Ps. Wie im letzten Beitrag bereits erwähnt, werde ich nun auch die aktuellen Beiträge (ca. abwechselnd mit den ausstehenden aus Australien) posten, damit ihr wieder up to date seid mit meiner Reise und nicht ständig hinterher hängt! 😉