
Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Samstag ist Markttag hier in Mahabo. Nach dem Frühstück wurden die drei Schwestern und ich zu Fuß von einem freundlichen Mädchen in die Dorfmitte geführt. Pt. Shaiju hatte das Mädchen quasi als Reiseguide für uns organisiert, da sie Englisch spricht und die Straßen hier in und auswändig kennt.
Da war schon ordentlich was los! Der Markt war grob in Kategorien aufgeteilt. Gewürze, Viehmarkt, Obst-, und Gemüse, Fleisch, Kleidung, Haushalt, Spielzeug und Krimskrams. Am Ende der Straße saßen ein paar Damen mit ihren Nähmaschinen. Ein Loch in der Hose, oder eine Naht geplatzt? Sie würden das sofort richten. In einem Land, wo nichts weggeschmissen wird, weil kaum Geld für Neues da ist, ist das eine berechtigte Einkommensquelle.
Wir spazierten auf meinen Wunsch hin durch ALLE Kategorien durch. Ich bekam die Gewürze und natürlichen Heilmittelchen erklärt, durfte mir das Gemüse fürs Abendessen aussuchen (Süßkartoffeln) und stand dann in der Fleischabteilung vor der Entscheidung, welches Stück Tier wir mit nach Hause nehmen würden. Die Schwestern waren ja recht enttäuscht, als es hieß, dass Schwein heute schon aus sei. So ein Pech aber auch. 😅
Rind war doch auch ganz okay, ich esse ohnehin nicht so viel Fleisch. Während das Mädchen und die Schwestern nach dem besten Stück Zebu suchten und den Preis aushandelten, sah ich mich nochmal genau um. Nichts für schwache Nerven, 50% von euch würden nach einem Besuch hier wahrscheinlich zum Vegetarier werden. 😂 Keine Theken, keine Kühlung - einfach viel frisch zerteiltes Tier quer verstreut auf ein paar Holztischen. Auf Reisen in Asien, Südamerika und Afrika gilt generell: Nicht zu sehr hinterfragen, wo, wie und womit
gekocht wird, einfach essen. 👀🙈
(Kleine feine Ergänzung: Es gibt hier quasi ein HEER aus Fliegen - das ekelte mich wahrscheinlich am allermeisten an). Während der junge Metzger noch versuchte mit mir zu flirten, schnitt er ohne Handschuhe und mit unaufgekrempelten Pulloverärmeln an einem Stück Rind rum, welches an einem Haken von der Decke baumelte. Ich konnte mich vor lauter Anziehungskraft ja kaum mehr auf den Beinen halten.
Zu Mittag aßen wir bei uns und nach genügend Freizeit am Nachmittag hatte Pt. Shaiju einen letzten Ausflug für mich vorbereitet. Wir nahmen die drei Schwestern natürlich mit und endeten (nach einem Kurzbesuch eines gigantischen Affenbrotbaums) off-road bei einem großen Staudamm. In den letzten Tagen hatte ich mich sehr für die Bewässerung der Felder interessiert und Pt. Shaiju hatte mir erklärt, dass es nie Wassernot gäbe - selbst in der Trockenperiode nicht. Aber wie gibt es das? Die Franzosen hatten vor einigen Jahren einen Kanal gegraben/erbaut, der die Felder weit und breit mit Wasser versorgt. Hier, an unserem aktuellen Standort, sind wir am Ende dieses Kanals angekommen. Shaiju zeigte mir, wo einmal in der Woche ein weiteres Ventil geöffnet wird, um den angesammelt Sand und Dreck auszuspülen. Echt kluges System, danke Frankreich. Dass sich die Franzosen um das Wasser und die Chinesen um den Straßenbau hier kümmern zeigt einmal mehr, wie wenig die Regierung in diesem Land für ihre Leute tut. Aber dazu ein andermal.
Der Himmel begann sich bereits rot zu verfärben, doch bevor wir zu unserer Endatation weiterfuhren, hatte er noch eine kleine Überraschung für mich parat. Erst kürzlich hatte ich erwähnt, dass ich Kokosnusswasser liebe. Und ratet mal, wer die Palmen im Garten geerntet hat und jetzt mit 5 Kokosnüsse und einem großen Messer in der Wiese stand, um uns allen eine frische Kokosnuss zu öffnen- Strohhalm inklusive. Er Schnitt die Kokosnüsse im Anschluss auch noch auf, damit wir das Fruchtfleisch essen konnten. Löffel waren natürlich auch eingepackt. So lieb!
Wir fuhren ein paar Minuten weiter, um an einer großen Brücke zu halten. Hier hatten wir einen super Ausblick auf die sinkende Sonne. Ich grüßte ein paar Kinder, welche mir vom Flussbeet aus zuwinkten. In der Regenzeit könne man da unten nicht mehr spazieren gehen, dann verwandelt sich das kleine Rinnsal nämlich in einen Fluss, der um ein paar Meter ansteigen würde. Als Abschluss zauberten die Schwestern noch gekochte Süßkartoffeln hervor, welche wir mit Salz genossen und uns anschließend auf den Rückweg machten. "Jetzt is mein Teil erfüllt, was das Sightseeing angeht", scherzte Pt. Shaiju auf dem Rückweg. Oh, der ist erfüllt und das schon ganz lange. Ich konnte ihm gar nicht dankbar genug sein.
Für das Abendessen kamen dann auch alle Schwestern des Schwesternhauses Mahabos bei uns vorbei. Sie wurden eingeladen, um mit mir gemeinsam meinen Abschied zu feiern. Es gab gutes Essen, Schwester Miriam hatte extra Kuchen gebacken und von Pt. Shaiju bekam ich ein Sackerl mit einem kleinen Abschiedsgeschenk überreicht. Man kann diese Leute hier nur gern haben. Wir haben noch kurz getanzt, uns dann etwas melancholisch verabschiedet und gingen alle pünktlich ins Bett. Die nächste Nacht im Bus würde ziemlich anstrengend werden, deshalb genoss ich jede Minute Schlaf, die ich hier noch kriegen konnte. Aaaah morgen ist es so weit, Abreisetag. Wirklich kaum zu fassen!
Alles Liebe, eure Babsi!
Ps. Ratet mal, wessen Ente wir heute verspeist haben. 👀
(3.8.2024)
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