Die Ladefläche voller Kinder 👣

Veröffentlicht am 1. August 2024 um 08:28

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Neuer Tag, neue Messe. Wenn man gratis beim Pfarrer des Ortes unterkommen kann und so gut von allen hier behandelt wird, ist es quasi selbstverständlich, wieder mitdabei zu sein. Er und ein weiterer Messdiener setzen sich gemeinsam mit mir in den alten Offroad - Jeep. Heute wirds also wieder staubig!
Als wir die Hauptstraße verließen und Ewigkeiten im Sand herumfuhren ertappte ich mich erneut bei folgendem Gedanken: Wie arg ist es eigentlich, dass hier plötzlich mitten im NICHTS wieder eine Siedlung auftaucht? Viele Leute legen den Weg, den wir gemütlich gefahren sind, Tag für Tag zu Fuß zurück - oft mit unglaublich viel Gepäck und Gewicht am Kopf, auf den Schultern oder in den Armen. Schon eine andere Welt hier.

Immer wieder mal müssen wir anhalten, weil gerade jemand seine Kühe, seine Ziegen oder seine Enten durch die Straßen treibt. Hirte zu sein ist hier das normalste der Welt.
Wir machten einen kurzen Stopp bei einer Baustelle, sahen nach dem Rechten und tratschten mit ein paar Leuten. Gebaut wird ein neues Schwesternhaus und die dazugehörigen indischen Schwestern würden bereits demnächst hier eintreffen.

Jetzt wurde unsere "Straße" erst richtig kacke. Es rumpelte quasi nur mehr und einmal mussten wir durch einen Fluss fahren. Braves Auto. Unterwegs gabelten wir für eine Teilstrecke einen Mann auf, welcher einen Bund großer Äste auf den Schultern schleppte. Der war unheimlich dankbar für die paar ersparten Meter. Pt. Shaijus Auto ist übrigens das absolut einzige, welches hier fährt. Kein weiteres kommt hier entlang.

Da sich Menschen hier am Land oft keine Glocken für die Kirchen leisten können, wird meist auf ein Stück Metall geschlagen, welches einen lauten, ähnlichen Sound von sich gibt. Die Kirche füllte sich daraufhin schnell bis zum letzten Platz. Dieses Mal bekam ich einen Sonderplatz direkt am Altar.

Die Musikbox machte heute Probleme, also sprang der Chor spontan ein und sang die ganzen Lieder, zu denen getanzt werden sollte. Wieder stellte ich mich für einen Tanz in die erste Reihe dazu und begeisterte so die Einheimischen. Wieder bakam ich eine Canard geschenkt - heißt: Ente Nr. 2. 😅

Vor der Kirche warteten dann schon unzählige junge Leute darauf mit mir ein Foto machen zu dürfen und im Anschluss hatte man für uns wieder ein Mittagessen zubereitet, welches wir dankbar in der Kirche zu uns nahmen. Pt. Shaiju hatte eigentlich mit ihnen ausgemacht, dieses Mal nichts zu kochen, doch die Damen vor Ort wollten sich das scheinbar nicht nehmen lassen. Er erzählte mir, dass österreichische Spendengelder einigen Kindern aus genau diesem Ort den Schulbesuch ermöglichen würden. Ist doch schön zu hören, dass das Geld dort ankommt, wo es wirklich und unbedingt benötigt wird! :)

Das Auto vor der Kirche zu wenden war aufgrund der hohen Baumanzahl gar nicht so einfach. Pt. Shaiju schien jedoch Profi im Umgang mit dem Auto zu sein - selbst, wenn die gesamte Ladefläche mit Kindern vollgepackt war. Wiedermal. Die Kids hatten die Gaudi ihres Lebens und lachten was das Zeug hält, als wir ins Rollen kamen. Nach ein paar Hundert Metern würden sie abspringen und den Rückweg zu Fuß zurückgehen. Zwischendurch war sich Pt. Shaiju nicht mal sicher, ob wir nicht im Sand stecken bleiben würden - es waren dieses Mal einfach zu viele Kinder. Schien mit dem ersten Gang im Schritttempo aber in Ordnung gewesen zu sein. Ein Mädchen nahmen wir die ganze Strecke bis nach Mahambo mit und spielten Taxidienst.

Unterwegs hielten wir an einem rieeeesen Baum an, um ein Foto zu machen. Mehrere Baumstämme wachsen oben zu einer gigantischen Baumkrone zusammen. Wie für mich gemacht, da ich ja Fotos mit Baumriesen schon immer gemocht habe.

In meinen vier Stunden Mittagspause konnte ich duschen, Wäsche waschen, malen, Fotos aussortieren, Instagram updaten und an meinem Tagebuch schreiben. Endlich.

Am Nachmittag stand dann ein Spaziergang durch den Ort am Programm. Pt. Shaiju erklärte mir all die Pflanzen und Früchte am Wegesrand. Wir sahen z. B. noch unreife Cashewnüsse oder die "Drumstick"-Pflanze, die in ihrer Form an einen Schlagzeug Stick erinnert und für das Kochen von Chili verwendet wird. Direkt bei uns im Pfarrhof steht auch gerade ein großer Mangobaum in Blüte, der in wenigen Monaten um die 500 Mangos tragen und die Schulkinder erfreuen würde.

Wir besuchten einen kleinen Friedhof, der hier wirklich eine Ausnahme darstellt, da die meisten Toten (siehe Montagsbericht) ja in ihren kleinen Familiengrabhäuschen beigesetzt werden.
Das Grundstück, welches der Kirche gehört, bietet noch genügend Platz, um in Zukunft vielleicht noch eine weitere Schule erbauen zu können. Wir redeten kurz mit dem Friedhofsgärtner und beobachteten ihn dabei, wie er mit einem Eimer Wasser aus dem Brunnen holte, um die Pflanzen zu wässern.

Wir besuchten auf dem Rückweg noch eine gut befreundete Familie und fuhren pünktlich weiter in Richtung Schwesternhaus. Heißt: Abendmesse und Abendessen. Sie freuten sich wieder sehr über den Besuch und hatten erneut ordentlich aufgetischt. Dieses Mal gab es als Start wieder Suppe, dann Omelett mit Erdapfelpürree, Fleisch und Reis, als nächsten Gang den täglichen Grün-, und Karottensalat und als Nachspeise frische Papaya.
Ich hatte all die Damen hier inzwischen richtig lieb gewonnen und konnte kaum glauben, dass mir nicht mehr all zu viele Tage mit ihnen übrig blieben.

Bis morgen, eure Babsi!
(1.8.2024)

Ps. Fotos folgen heute Abend, wenn das WiFi wieder einigermaßen funktioniert! 😉

Update: Die Fotos der letzten Beiträge konnte ich nachholen und raufladen, aber jetzt ist grad wieder Schluss mit der guten Verbindung 🥲 kommen also morgen! Guute Nacht! ❤️

 

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