
Liebes Tagebuch, liebe Leute!
Am Montag, um 20 Uhr kam ich mit Sack und Pack am Flughafen Wien an. Und Sack und Pack trifft es genau, denn ich reise dieses Mal nicht nur mit meinem Rucksack, sondern vorerst auch mit einem Überraschungskoffer. Und nein, ich verrate jetzt nicht, was ich da rein gepackt hab, denn dann wäre es ja keine Überraschung mehr. Dazu kommt noch mein kleiner treuer Handgepäckrucksack und dieses Mal noch eine kleine Kamera in einer extra Tasche. Also: 4 Dinge, an die ich denken muss.
Mit Ethiopian Airlines ging es für einen kurzen Zwischenstopp Richtung Addis Ababa, die Hauptstadt von Äthiopien. Personal an Bord schien gelangweilt, Bildschirme funktionierten im hinteren Teil des Fliegers nicht, und um 1 Uhr in der Früh wurden wir alle aus dem Schlaf gerissen, um unser Abendessen serviert zu bekommen. Man könnte fast meinen, mein erster Eindruck bezüglich der Airline ist ausbaufähig. 😅 Kaum gelandet war ich schon glücklich, hier nicht nach draußen zu müssen. Das Wetter war grauenvoll und für meine ersten Tage in Madagaskar wurde rein nur schönes Wetter vorhergesagt. Also rein in den nächsten Flieger und voilà: Hallo Antananarivo. Ja genau, lest das Wort nochmal gaaanz langsam durch, da sind ein par "nananas" mehr drinnen als gedacht. Da selbst die Einheimischen genug von dem Zungenbrecher haben, wird die Stadt liebevoll "Tana" genannt. Passt!
Ich hatte vor wenigen Tagen bereits ein Hostelbett in der Hauptstadt reserviert und mit der Unterkunft Kontakt aufgenommen zwecks eventuellem Shuttleservice. 30 000 Ariary für eine persönliche Abholung hörte sich nicht all zu schlecht an, das sind umgerechnet 6 Euro. "Les Flots Bleu", so der Name der Unterkunft, liegt nur wenige Kilometer vom Flughafen entfernt und bot sich mir perfekt an, da ich bereits drei Tage später einen Inlandsflug geplant hatte.
Der internationale Flughafen von Tana ist vergleichsweise klein und die Organisation von den "Visa on arrival" ließ etwas zu wünschen übrig. Da die Koffer eine gefühlte Ewigkeit brauchten, um auf dem Fließband zu landen, konnte ich aber auch gleich gut die Zeit in der Visa-Warteschlange verstreichen lassen. Kaum war der Stempel im Pass, strandeten die ersten Gepäckstücke. 4 Dinge Babsi, 4 Dinge. Vergiss bloß den Koffer nicht. Und siehe da: Ich hab beide abgegebenen Stücke wiederbekommen. Beim Rucksack wurde zwar ein Reißverschluss geöffnet und man stahl mir irgendwo meine Bauchtasche und zwei Packungen Bonbons raus, aber wer wird sich jetzt schon aus der Ruhe bringen lassen. Alles fein.
Bereit für Scam Nummer 2! "Halte Ausschau nach dem Mann mit dem Schild: Les flots bleu" hieß es vom Hostel. Ich sah ihn wirklich gleich in der Menge stehen und er und sein Kumpel nahmen mir sofort galant beide schweren Gepäckstücke ab. So konnte ich in Ruhe Bargeld beheben und mir eine neue Simkarte einsetzen lassen. Keine 10 Euro für zwei Wochen Internet inklusive freien Anrufen schien mir fair zu sein. Doch dann wurde es auch schon spannend. Während mir der eine junge Gepäckträger noch überfreundlich erste Vokabeln auf Malagasy (Deutsch: Madagassisch) lernte, kam der 2. zu mir und stellte mir einen dritten Mann vor : Meinen Fahrer. Ach, und ich dachte mir, einer von den beiden Koffertypen würde mich fahren? Nein, denn die gingen nur gemeinsam mit uns die 10 Meter zum Auto, um dann dort um ihr Trinkgeld zu bitten. Achso läuft das Spiel, alles klar. "Ja was geben denn die Leute so im Normalfall?", fragte ich einfach mal aus reinem Interesse und als die Antwort 20 000 Ariary lautete wusste ich, dass sie mich nur abziehen wollten. 30 000 für die Taxifahrt und dann 20 000 für das Tragen meines Rucksacks hier raus? Wohl kaum. Als dann aus dem Auto raus ein Mädel rief: "Tus nicht, steig einfach ein", steckte ich meine Geldtasche endgültig wieder zurück in meinen Rucksack. Der Typ wurde nämlich immer unfreundliche und dreister und behauptete einfach noch, ich müsse nur ihn bezahlen, das Taxi wäre dann umsonst. Ja geeeenau. Und dass zufällig genau jetzt ein bettelnder kleiner Junge mit Hundeblick neben mir auftauchte, war bestimmt auch nur Zufall. Der Fahrer des Wagens schaute sich das ganze Spiel nur an und sagte nichts. Ja danke auch.
Ich stieg also ein, schloss die Tür und ließ den Kerl stinkig draußen stehen. "They do it all the time here", sagte Gin im Auto. Die Neuseeländerin war bereits in mehreren afrikanischen Ländern unterwegs gewesen und lässt sich den Rucksack erst gar nicht mehr abnehmen. Für jede noch so kleine Gefälligkeit würde am Ende Geld verlangt werden. In meinem Fall nahm ich zwar zuerst an, es würde sich um meinen Fahrer handeln (immerhin hatten die beiden mein gesuchtes Schild), aber jetzt weiß ich ja besser Bescheid.
Wir fuhren los, fuhren 2 Minuten im Kreis und landeten erneut am Flughafen. Sorry, es käme doch noch eine 3. Person dazu, hieß es. Wir mussten also eine halbe Stunde in dem kochend heißen Auto warten, bevor es erneut losging. Mit gleicher Besatzung übrigens, denn die 3. Person tauchte nie auf.
Die Fahrt im Auto war dafür ziemlich klasse. Man bekam gleich einen guten ersten Einblick in das Leben hier, sah viele Menschen, enge Gassen und kleine Marktstände. Das Hostel war wirklich irgendwo mitten im nirgendwo und spannend fanden wir den Empfang an der Rezeption: "Wäre es für euch in Ordnung, für den selben Preis gemeinsam in einem Privatzimmer unterzukommen?“ Eigentlich hatte jede von uns ein günstiges Bett im Mehrbettraum gebucht. 11 oder 27 Euro die Nacht zu bezahlen ist nämlich schon ein Unterschied. Der" Spaß" an der Sache war wohl das Doppelbett, das wir uns teilen sollten. Klar, wir kannten uns ja auch bereits fast eine Stunde, wer würde sich da nicht gleich das Bett teilen wollen? 😅 Obwohl das Angebot eigenartig erschien, sagten wir schlussendlich beide zu. Gin schien mir ganz sympathisch, sie ist ebenfalls Backpackerin und der erste Eindruck stimmte. Und sind wir mal ganz ehrlich: Da hab ich schon gaaanz andere Dinge erlebt und hinter mir haha.
Da wir beide während der letzten Nacht zu wenig Schlaf bekommen hatten, gingen wir nach einer heißen Dusche (die genieß ich noch, so lang ich sie hab) und einem kurzen Abstecher im Hotelrestaurant früh ins Bett. Doch bald schon lass ich wieder was von mir hören, bleibt dran! 😊
Liebe Grüße, eure Babsi!
Ps. Geschlafen hab ich übrigens unter drei Decken und mit zwei Hosen an, denn in der Nacht gingen die Temperaturen auf 12 Grad runter und ohne Heizung und Dämmung frier ich mir hier sonst den A*** ab. 😂
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