Verrückte Putzlady

Veröffentlicht am 15. August 2022 um 19:05

Liebes Tagebuch, liebe Leute!

Ich muss euch von meinem Zimmerneuzugang erzählen: Lucy aus Frankreich und Grantlmama aus Argentinien. Und letztere war so gar nicht über den Sauberkeitslevel unseres Hostels erfreut. "Your Hostel is dirty, you don't clean good enough!", kam sie mit scharfem Tonfall auf Sha zu, nachdem sie um 23 Uhr von ihrer Rollertour zurück gekommen war. Er wusste gar nicht so recht, wie er darauf reagieren soll, doch da keifte sie auch schon weiter und forderte Besen und Schaufel. Sie ging damit zurück ins Zimmer und begann penibel jeden einzelnen cm des Raumes zu reinigen. Auch auf die Unterseiten der Betten und Teppiche wurde nicht vergessen. Ich hatte Sha am Nachmittag höchstpersönlich dabei beobachtet, wie er ihr Bett überzogen, den Raum aufgekehrt und das Bad geputzt hatte. Natürlich alles nicht bis ins Detail, aber was erwartet sich die Dame? Es handelt sich hier um ein Hostel in Asien (noch dazu um ein richtig preisgünstiges) und nicht um das Four Seasons. Soll sie doch etwas tiefer in die Tasche greifen und sich ein Hotelzimmer leisten, wenn es ihr nicht passt, dass in einem 5er Mädlszimmer Haare am Boden liegen! 🙈

Weiter ging es dann mit der Decke über ihrem Stockbett. Die Spinnweben waren der Dame ebenfalls nicht genehm und wurden mit einem Taschentuch entsorgt. Um halb 1 zündete sie noch ein Räucherstäbchen an, räucherte uns alle damit fast in den KO-Zustand, nahm eine ewig andauernde Dusche und war dann bereit, in ihrem Bett Platz zu nehmen. Endlich.

Den letzten vollständigen Tag auf der Insel verbrachten Sothea und ich ganz gemütlich großteils im Hostel. Ich wollte Postkarten kaufen, doch musste bedauerlicherweise feststellen, dass es diese im ganzen Ort, welcher mit Souvenirshops vollgepflastert war, nicht zu erwerben gab.

Den Sonnenuntergang wollte ich heute unbedingt nochmal auf der Brücke sehen. Das letzte Mal brachte Sha uns dort gemeinsam mit den Jungs hin (ich reiche an dieser Stelle ein vergessenes Foto nach), doch wir waren knapp zu spät dran und versäumten somit den großen Auftritt. Sothea und ich ließen uns per Grabtaxi zum Eingang des sogenannten "Wavebreakers" fahren. Das Gebilde wurde vor einigen Jahren gebaut, um im Falle eines Taifuns die größeren Wellen abdämpfen zu können. Da sich die neue Regierung jedoch nicht mehr um die Renovierung kümmerte, ist die Brücke schon "etwas" baufällig (früher war es möglich, hier eine geschlossene Runde mit Moped und Co zu fahren, doch die Zeiten sind schon lange vorbei). Der Fahrer ließ uns recht weit vom Anfang des Wavebreakers entfernt aussteigen und so gingen wir den Weg dorthin zu Fuß. Da Sothea sich nach eigenen Angaben in Kombodscha nie per Fuß, sondern nur mit Tuktuk fortbewegt, begann sie nach den ersten 300m gleich mal ordentlich über Fußschmerzen zu klagen. Mit 32 Jahren sollte sie sich bloß nicht so anstellen, wir wanderten hier ja immerhin nicht auf den Mt. Everest. Als ich zu ihr meinte, dass selbst meine Oma um Welten fitter sei als sie, stimmte sie mir sogar zu.

Die schwere Anreise zahlte sich aber aus: Wir bekamen einen wundervollen Sonnenuntergang zu sehen, beobachteten die Einheimischen beim Angeln und konnten ein Foto eines Flugzeug im Landeanflug knipsen. Der anstehende Vollmond schuf nochmal eine ganz eigene Atmosphäre: Kaum war die Sonne weg, schien er umso heller zu strahlen. So ein toller, ruhiger Ort. Schaut euch das eine Foto mit dem einzelnen Fischer genau an: Sieht so aus, als würde er die Sonne runterangeln! :)

Zurück im Hostel wollte Sothea noch ein letztes Mal groß aufkochen und was soll ich sagen: Ich hab denk ich noch nie so gutes Hühnchen gegessen, alles war einfach köstlich!!
Ich saß mit Sha dann noch auf ein Bier zusammen und dort gestand er mir dann auch ganz trübseelig, dass er uns beide hier richtig vermissen werde. Kaum einer leistet ihm so Gesellschaft, wie wir es taten, aber "so ist das Leben in einem Hostel nun mal: Leute kommen und gehen", meinte er. Er bot mir sogar einen Job an: Ich könnte die gesamte Hostel Leitung übernehmen und ihn quasi vertreten - dann könne er sich mehr seinem Segelhobby widmen. Selbstverständlich mit gratis Unterkunft und fixem Gehalt, doch ich lehnte dankend ab. Nett fand ich es trotzdem. :)

So, hoppla: Jetzt ist in diesem Beitrag gar kein Platz mehr für das angekündigte "unangenehme" Erlebnis. Dann werd ich heute wohl noch einen zweiten Bericht schreiben müssen. 😉 Bis bald also (jumpa lagi), eure Babsi!
(Nachtrag für Mittwoch den 10.August)

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